Hans Pfitzner (5.5.1869 Moskau – 22.5.1949 Salzburg)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Komponist, Dirigent, Autor

Hans Pfitzner (1869-1949), Aufnahme undatiert | Bayerische Staatsbibliothek München/Porträt- und Ansichtensammlung, port-013121 (Fotograf A. Stiffel)

Hans Erich Pfitzners Vater, der Geiger Robert Pfitzner, war an der Moskauer Oper engagiert, bis er 1872 Konzertmeister am Stadttheater Frankfurt wurde. Hans Pfitzner begann schon als Kind zu komponieren und nahm 1886 das Studium am Hoch'schen Konservatorium auf. Nach ersten Stationen in Koblenz, Mainz und Berlin wurde er 1908 in Straßburg sesshaft, wo er unter anderem das Städtische Konservatorium und die Oper leitete. Nach der Abtretung Elsass-Lothringens an Frankreich 1919 zog Pfitzner nach einem Intermezzo als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker nach Berlin, kehrte aber 1929 an die Staatliche Akademie der Tonkunst nach München zurück. Vom 1.7.1934 an im Ruhestand, ging er als Dirigent, Opernregisseur und Pianist ohne festes Amt auf Reisen.

Nationalistisch, antisemitisch und anti-modernistisch eingestellt, sah Pfitzner sich als Hüter der klassisch-romantischen Tradition. Unter anderem als Mitherausgeber der „Süddeutschen Monatshefte“ lieferte er den Nationalsozialisten schon in den frühen zwanziger Jahren Stichworte für ihre spätere Kulturpolitik, nach der Machtübernahme diente er sich ihnen vielfach an. Für den Freund und Mäzen Hans Frank, den später hingerichteten Generalgouverneur des besetzten Polen, komponierte er 1944 eine „Krakauer Begrüßung“. Dennoch war Pfitzner nie Parteimitglied und blieb dem jüdischen Kollegen Bruno Walter zeitlebens freundschaftlich verbunden.

Pfitzners Musik mit über 100 Liedern, zahlreichen symphonischen und konzertanten Werken sowie der heute als Hauptwerk angesehenen Oper „Palestrina“ war komplexer als die Ansichten ihres Schöpfers. Auch deswegen wurde Pfitzner von den Nationalsozialisten zwar mit zahlreichen Auszeichnungen und dem Titel „Reichskultursenator“ bedacht, aber selten auf die Spielpläne gesetzt.

Obwohl Pfitzner, nach dem Krieg und nach vielen familiären Schicksalsschlägen verbittert, seinen rassistischen Chauvinismus verteidigte, wurde er im Entnazifizierungsverfahren dank zahlreicher Ehrenerklärungen, u.a. von Bruno Walter, Carl Zuckmayer und Wilhelm Furtwängler, von der Münchner Spruchkammer 1948 für „vom Gesetz nicht betroffen“ erklärt. Die Wiener Philharmoniker stifteten dem verarmt in einem Münchner Altersheim Lebenden eine Wohnung bei Salzburg, wo er im Jahr darauf starb. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Quellen

Busch, Sabine: Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus, Stuttgart u.a. 2001.
Vogel, Johann Peter: Hans Pfitzner – Leben, Werke, Dokumente, Zürich 1999.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Pfitzner, Hans (publiziert am 23.08.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/pfitzner-hans-648