Lutz Pistor (29.8.1898 München – 27.12.1952 München)

Biographies
Verfasst von Elisabeth Kraus

Bauingenieur, Rektor der Technischen Hochschule München (1938-1945)

Rektor Lutz Pistor beim Dies academicus im großen Physikhörsaal der Technischen Hochschule München, 1940 (Propagandafoto) | TUM.Archiv der Technischen Universität München

Der Sohn eines Kaufmanns meldete sich 1916 freiwillig zum Kriegsdienst und nahm bis zum Ende am Ersten Weltkrieg teil, seit 1917 als Leutnant d.R. 1919 schloss er sich dem Freikorps Epp an. Sein Bauingenieursstudium an der Technischen Hochschule München (THM) beendete er 1925 mit einer mittelmäßigen Promotion. Da eine akademische Laufbahn damit nicht möglich schien, wechselte er in die Wirtschaft und arbeitete unter anderem als Leiter des Betonwerks der Firma Leonhard Moll in München.

1933 trat er in die NSDAP ein und wurde unter Hinweis auf seine Kriegsauszeichnungen, seinen frühen Einsatz für die NS-Bewegung und seine politische Zuverlässigkeit nach einem umstrittenen Berufungsverfahren 1935 zum ordentlichen Professor für Massivbau an der THM ernannt. Bereits ein Jahr später wurde er stellvertretender Rektor. Von November 1938 bis zu seiner Entlassung Anfang Dezember 1945 war der als besonders ehrgeizig geltende Pistor Rektor der THM. Dem Reichserziehungsministerium galt er als Garant für die nationalsozialistische Ausrichtung der Hochschule.

Im Sommer 1946 wurde er wegen „Fragebogenfälschung“ - er hatte offensichtlich die Präsidentschaft des Ehrengerichts des „NS-Bundes Deutscher Technik“ nicht angegeben - verurteilt und kam für ein Jahr ins Gefängnis München-Stadelheim. Im Entnazifizierungsverfahren zunächst als „Hauptschuldiger“ eingeordnet, wurde er später zum „Mitläufer“ herabgestuft und das Bußgeld von 2000 auf 150 Mark reduziert. Er nutzte seine früheren Kontakte zur Zementindustrie und war ab Mai 1948 bis zu seinem Tod durch einen Gehirnschlag leitender Angestellter der Portland-Zementwerke Heidelberg.

Quellen

Herrmann, Wolfgang A. (Hg.): Technische Universität München. Die Geschichte eines Wissenschaftsunternehmens. Verfasser: Martin Pabst und Margot Fuchs, München 2006.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Pistor, Lutz (publiziert am 05.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/pistor-lutz-651