Georg Reischl (22.6.1893 Dachau – 15.10.1963 München)

Biographies
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgter Zeuge Jehovas

Georg Reischl, um 1945 | BayHStA, LEA 29863

Georg Reischl bekannte sich zu den Zeugen Jehovas und lebte in Harthof in der Gemeinde Felmoching. 1934 beschlagnahmte die Bayerische Politische Polizei eine an ihn gerichtete Postsendung aus Jugoslawien. Es handelte sich um fünf Exemplare einer Ausgabe der von der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung herausgegebenen Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter“, in der „mit der Veröffentlichung von Tatsachen über die ungerechte Behandlung von Christen in Deutschland gedroht“ wurde (StAM, LRA 58382). Daraufhin ordnete das Bezirksamt München an, die Post von Georg Reischl zu überwachen. Am 15. Dezember 1936 stellte die Gendarmerie Feldmoching Protestflugblätter der Zeugen Jehovas sicher, die drei Tage zuvor verteilt worden waren.

In der Folge nahm die Polizei am 16. Dezember um 4 Uhr früh bei Reischl eine Hausdurchsuchung vor. Es war die zweite Hausdurchsuchung bei ihm, bei der Schriften der Zeugen Jehovas gefunden wurden. Reischl, der auch an Bibelkreisen mit anderen Gläubigen teilgenommen hatte, wurde festgenommen und 1937 vom Sondergericht München zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Er überlebte die NS-Zeit. Über sein Leben nach 1945 liegen keine Informationen vor.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 29863.
Staatsarchiv München, LRA 58283 und StAnw 8528.


Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Reischl, Georg (publiziert am 01.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/reischl-georg-700