Hans Schemm (6.10.1891 Bayreuth - 5.3.1935 Bayreuth)

Biographies
Verfasst von Elisabeth Kraus

NSDAP-Gauleiter der Bayerischen Ostmark, Reichswalter des Nationalsozialistischen Lehrerbunds (NSLB) und Bayerischer Kultusminister

Hans Heinrich Georg Schemm wurde als Sohn eines Schusters in Bayreuth geboren. Nach der Volksschule besuchte er von 1905 bis 1910 das Lehrerseminar an der Königlich-Bayerischen Lehrerbildungsanstalt in Bayreuth. Ab 1910 unterrichtete er einige Jahre an verschiedenen Volksschulen in der Nähe seiner Heimatstadt.
Kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er als Krankenwärter beim Reservelazarett in Bayreuth eingesetzt. Im Winter 1915/16 infizierte er sich mit Tuberkulose und wurde aus dem Militärdienst entlassen. Von September 1916 bis Ende 1918 war er als Lehrer in der Nähe von Bayreuth, 1919 als Schulverweser in seiner Heimatstadt tätig. Vom 18.4. bis 6.5.1919 gehörte er dem dortigen Freikorps an.
Nach kurzer Tätigkeit in einem Labor der Chemischen Werke Werchow in Thale/Bezirk Halle kehrte Schemm in den Schuldienst zurück, war bis April 1928 darin tätig und zusätzlich Referent an der Volkshochschule Bayreuth.

1925 gründete Schemm eine Ortsgrupppe der NSDAP in Bayreuth. Ab 1928 übernahm er die Leitung mehrerer NS-Kampfblätter. 1931 gründete er den „Nationalsozialistischen Kulturverlag Bayreuth“.Ebenfalls ab 1928 war er Gauleiter des NSDAP-Gaus Oberfranken. Am 13.1.1933 wurde der Gau Niederbayern-Oberpfalz mit dem Gau Oberfranken zum „Gau Bayrische Ostmark“ vereinigt, und Hitler ernannte Schemm zum Gauleiter mit Sitz in der „Wagnerstadt“ Bayreuth. Von 1928 bis 1932 war Schemm NSDAP-Abgeordneter im Bayerischen Landtag, 1930 wurde er Mitglied des Reichstags und Kulturreferent der NSDAP-Fraktion.

1929 hatte er in Hof den „Nationalsozialistischen Lehrerbund“ (NSLB) gegründet, dessen Vorsitzender er im folgenden Jahr als sog. „Reichswalter“ wurde. Unter Schemms Führung agierte der NSLB nicht etwa als Interessenvertretung der Lehrer*innen, sondern kämpfte gegen die als „liberalistisch, marxistisch und demokratisch verseucht“ bezeichneten Lehrer*innenverbände der Weimarer Zeit. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wollte Schemm aus der Kampforganisation NSLB über die Werbung von Mitgliedern, aber auch über die gewaltsame Eingliederung der traditionellen Lehrer*innenverbände eine einheitliche nationalsozialistische Erzieher-Gemeinschaft formen. Um den Einfluss der Partei darin zu sichern, richtete die NSDAP-Reichsleitung im September 1934 ein „Hauptamt für Erzieher“ unter Führung Schemms ein. Für die Reichsleitung des NSLB und als dessen Schulungszentrum ließ Schemm ab September 1933 in Bayreuth das „Haus der Deutschen Erziehung“ erbauen.

Am 16.3.1933 wurde Schemm von Reichsstatthalter Franz Ritter von Epp zum kommissarischen Kultusminister Bayerns ernannt; ab 13.4.1933 war er bayerischer Kultusminister im Kabinett Siebert. Schemms persönliches Interesse galt weniger der Neuordnung von Universitäten, Akademien und Höheren Schulen. Für die Personal- und Berufungspolitik nach nationalsozialistischen Gesichtspunkten war sein Stellvertreter, Alt-Parteigenosse Ernst Boepple, zuständig. Schemms Interesse als Kultusminister galt stattdessen vornehmlich den Volksschulen, für die er neue Lehrpläne zur ideologischen Indoktrination der Schüler*innen erließ. Für die Lehrer*innenausbildung wurden drei Hochschulen in München-Pasing, Würzburg und Bayreuth errichtet.
Bei einem Flugzeug-Absturz am Flugplatz Bayreuth wurde Schemm schwer verletzt und starb am 5.3.1935. Als Gauleiter und Reichswalter des NSLB folgte ihm Fritz Wächtler, als Kultusminister ab Dezember 1936 Adolf Wagner.

Die Nationalsozialist*innen ehrten Hans Schemm in der Folge über alle Maßen: Schulen, Straßen und Hallen wurden nach ihm benannt. Ab Ende März 1935 trug die Lehrer*innenbildungsanstalt in München-Pasing seinen Namen. Nach ihm wurde außerdem der 1936 von Fritz Wächtler initiierte Hans-Schemm-Preis benannt, die wichtigste Auszeichnung für nationalsozialistische Kinder- und Jugendbücher. Mit dem Preis sollten Texte prämiert werden, die geeignet waren, zum „Wehrwillen und zur Kampfbereitschaft“ zu erziehen, die „weltanschaulich zuverlässig“ und von „arischen“ Autor*innen verfasst waren. Eine der Ehrungen überdauerte die NS-Zeit sogar um mehr als 40 Jahre: Bis April 1986 gab es die „Hans-Schemm-Kaserne“ der US-Streitkräfte in Bayreuth.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Schemm, Hans (publiziert am 29.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/schemm-hans-737