Max Erwin von Scheubner-Richter (9.1.1884 Riga / Lettland – 9.11.1923 München)

Biographies
Verfasst von Sabine Schalm

Berater und Verbindungsmann Hitlers, Mitorganisator des Hitler-Putsches

Max Erwin von Scheubner-Richter (1884-1923), Aufnahme um 1915/20 | Bundesarchiv, Bild 119-1930-01

Max Erwin Richter wurde 1884 in Riga, damals zu Rußland gehörig, in einer deutschen Familie geboren. Während des Chemiestudiums in Riga trat er in die Studentenverbindung Rubonia ein und machte Bekanntschaft mit dem Maler Otto Kursell. Seit 1905 lebte er in Deutschland, 1910 studierte er in München. Ein Jahr später heiratete er Mathilde von Scheubner, eine wohlhabende Fabrikantentochter, durch die er das Adelsprädikat erlangte.

1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und wurde nach Einsätzen an der Westfront 1915 Vizekonsul in der Türkei. Dort war er Zeuge des türkischen Völkermords an den Armeniern. Während eines mehrwöchigen Genesungsurlaubs in München wurde von Scheubner-Richter im Dezember 1916 im Fach Chemie an der Technischen Hochschule promoviert.

Nach dem Ersten Weltkrieg war er politischer Mitarbeiter im Stab des Reichskommissars für West- und Ostpreußen. Als Leiter des Ressorts Nachrichtendienst und Propaganda beteiligte er sich 1920 am Kapp-Putsch in Berlin. Nach dessen Scheitern floh er nach München, knüpfte über Alfred Rosenberg Kontakte zu russischen Emigranten und gründete die Wirtschaftliche-Aufbau Vereinigung, eine Scharnierorganisation zwischen deutschen Rechten und der russischen Emigrantenszene.

1920 machte ihn Alfred Rosenberg mit Adolf Hitler bekannt. Wenige Wochen später trat von Scheubner-Richter der NSDAP bei. Fortan fungierte er als außenpolitischer Berater Hitlers und wichtiger Verbindungsmann zu Industriellen, finanzkräftigen Förderern, monarchistisch und katholisch-konservativen Gesellschaftskreisen und insbesondere zu Erich Ludendorff. An der Planung und Durchführung des Hitler-Putsches war von Scheubner-Richter maßgeblich beteiligt. Beim „Marsch auf die Feldherrnhalle“ am 9.11.1923 führte er neben Hitler den Demonstrationszug an und starb bei der Schießerei mit der bayerischen Landespolizei. Hitler ließ ihn daraufhin als „Blutzeugen der Bewegung“ ehren.

Quellen

Baur, Johannes: Die russische Kolonie in München 1900–1945. Deutsch-russische Beziehungen im 20. Jahrhundert, Wiesbaden 1998.
Grebner, Werner F.: Der Gefreite Adolf Hitler 1914-1920. Die Darstellung bayerischer Beziehungsnetzwerke, Graz 2008.
Kellogg, Michael, The Russian roots of Nazism: white émigrés and the making of National Socialism, 1917 – 1945, Cambridge u.a. 2005.

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Scheubner-Richter von, Max Erwin (publiziert am 02.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/scheubner-richter-von-max-erwin-739