Josef Schober (29.8.1911 München – 25.11.1998 München)

Biographies
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Mitglied einer Widerstandsgruppe in München

Der gelernte Schneider Josef Schober war von 1930 an Mitglied der SPD und des Reichsbanners. Im Vorstand des Sozialdemokratischen Vereins München übernahm er 1932 den Jugend-Ausschuss. Mit 14 Jahren war er 1925 in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) eingetreten. Zusammen mit den ehemaligen SAJ-Freunden Johann Fried und Josef Linsenmeier bildete er 1933 im Münchner Westen eine Widerstandsgruppe. Er hielt den Kontakt zu der Augsburger Widerstandsgruppe der Revolutionären Sozialisten um Bebo Wager und Eugen Nerdinger. Schober überbrachte im Herbst/Frühjahr 1933/34 regelmäßig illegales Schriftmaterial und nahm aus Augsburg gesammelte Nachrichten über die Vorgänge in dortigen Betrieben, die militärische Aufrüstung etc., mit. Von München aus wurden diese Aufzeichnungen zum Grenzsekretariat Waldemar von Knoeringens und von dort an den Vorstand der Sopade in Prag weitergeleitet.

Die Münchner Gruppe wurde im Mai 1934 enttarnt und ihre Mitglieder verhaftet. Dem standhaften Schweigen Schobers in den Verhören der Bayerischen Politischen Polizei (BPP) ist es zu verdanken, dass die Augsburger Gruppe nicht entdeckt wurde. Sie konnte bis 1941 weiterarbeiten. Das Oberlandesgericht München verurteilte ihn im Oktober 1934 wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zu einem Jahr Gefängnis abzüglich drei Monaten Untersuchungshaft. Nachdem er die Strafe verbüßt hatte, wurde er von Juni 1935 bis Oktober 1937 im KZ Dachau in ‚Schutzhaft‘ genommen. Er war für wehrunwürdig erklärt worden und sollte 1942 zur Bewährungseinheit 999 eingezogen werden, kam aber in eine normale Einheit. Nach dem Krieg war er als Treuhänder bei einer Textilfirma beschäftigt.

Quellen

Staatsarchiv München, GenStanw 3071.
Bayerisches Landesamt für Finanzen, LEA BEG 44995
Asgodom, Sabine (Hrsg.): "Halt´s Maul - sonst kommst nach Dachau!". Frauen und Männer aus der Arbeiterbewegung berichten über Widerstand und Verfolgung unter dem Nationalsozialismus. Köln 1983, S. 83 – 105.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Schober, Josef (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/schober-josef-751