Hans Scholl (22.9.1918 Ingersheim/Jagst – 22.2.1943 München-Stadelheim)

Biographies
Verfasst von Andreas Heusler/Elisabeth Kraus

Mitbegründer der ‚Weißen Rose‘

Hans Scholl (1918-1943), um 1940 | Stadtarchiv Crailsheim (Fam. Hartnagl)

Als zweites von sechs Kindern wurde Hans Scholl in ein liberal-protestantisches schwäbisches Elternhaus hineingeboren. Der Vater war Bürgermeister in Ingersheim, später in Forchtenberg. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Hans Scholl in Ludwigsburg und Ulm. Gegen den Willen der Eltern schloss er sich im Oktober 1933 der Hitlerjugend an. 1936 rief er in Ulm eine Gruppe ins Leben, die sich an den Zielen und Ritualen der verbotenen Deutschen Jungenschaft orientierte. Scholl geriet wegen dieser Aktivitäten in Konflikt mit der Gestapo, die ihn Ende 1937 für mehrere Wochen in Haft nahm. Ein Amtsgerichtsverfahren ging glimpflich aus: Hans Scholl kam in den Genuss einer anlässlich des Anschlusses von Österreich erlassenen Amnestie. Danach distanzierte er sich mehr und mehr von der NS-Ideologie.

Nach dem Arbeits- und Wehrdienst entschied er sich im April 1939 für ein Medizin-Studium in München, das er jedoch wegen der Einberufung zum Militär unterbrechen musste. Er wohnte in unmittelbarer Nähe zur Universität in der Amalienstraße 95. Seit Frühjahr 1940 diente Hans Scholl als Sanitäter, u.a. an der französischen Front. Im April 1941 konnte er bei der 2. Studentenkompanie der Heeressanitätsstaffel in München sein Studium fortsetzen. Hier lernte er Alexander Schmorell kennen, zu dem sich eine enge Freundschaft entwickelte. Beeinflusst durch persönliche Konktakte zu den katholischen Intellektuellen Carl Muth und Theodor Haecker entschlossen sich Scholl und Schmorell im Sommer 1942 zum aktiven Widerstand.

Im Juni/Juli 1942 wurden die ersten vier Flugblätter der sich ‚Weiße Rose‘ nennenden Gruppe hergestellt und verteilt. Ein Schlüsselerlebnis für Scholl und Schmorell, zu denen inzwischen auch Willi Graf gestoßen war, bildete die Versetzung zu einer Feldfamulatur an die Ostfront von Ende Juli bis Anfang November 1942. Nach der Rückkehr von diesem prägenden Einsatz setzte die Weiße Rose ihre Widerstandstätigkeit fort. Das fünfte Flugblatt entstand und wurde verbreitet. Hinzu kamen nächtliche Aktionen, bei denen Scholl zusammen mit Schmorell und Graf Parolen wie „Freiheit“ und „Nieder mit Hitler“ an Münchner Hausfassaden malte. Das sechste, vom Philosophie-Professor Kurt Huber verfasste Flugblatt der Weißen Rose wurde von Hans Scholl und seiner jüngeren Schwester Sophie, die im Mai 1942 das Studium in München aufgenommen hatte, am 18.2.1943 in der Münchener Universität ausgelegt und in den Lichthof geworfen. Bei dieser Aktion wurden beide entdeckt und der Gestapo übergeben. Bereits vier Tage später wurde Hans Scholl gemeinsam mit seiner Schwester Sophie sowie Christoph Probst vom Volksgerichtshof im Münchner Justizpalast zum Tode verurteilt und noch am selben Tag im Strafgefängnis München-Stadelheim hingerichtet.

Quellen

Bald, Detlef: Die Weiße Rose, Berlin 2003.
Ellermeier, Barbara: Hans Scholl. Biographie, Hamburg 2012.
Kargl, Kristina: Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur. Einfluss und Wirkung des Exils auf die Publizität der Münchner Widerstandsgruppe, München 2014.
Zankel, Sönke: Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell, Köln 2008.
Zoske, Robert M.: Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose – Eine Biografie, München 2018.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Heusler/Elisabeth Kraus: Scholl, Hans (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/scholl-hans-752