Gertrud Scholtz-Klink (9.2.1902 Adelsheim – 24.3.1999 Tübingen)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

NS-Reichsfrauenführerin

Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink auf dem Titel der Zeitschrift NS-Frauen-Warte (Propagandafoto) | Bayerische Staatsbibliothek München

Die unter dem Namen Gertrud Treusch geborene Tochter eines badischen Vermessungsbeamten machte nach der Mittleren Reife eine Ausbildung als Journalistin. 1920 heiratete sie Eugen Klink, den Bezirksleiter der NSDAP in Offenburg, der 1930 bei einer Wahlveranstaltung an einem Herzinfarkt starb. 1929 war sie selbst in die Partei eingetreten, wurde 1930 Leiterin des „Deutschen Frauenordens“ in Baden, im Jahr darauf Führerin der Nachfolgeorganisation NS-Frauenschaft in Baden, zugleich übernahm sie auch den Aufbau im Gau Hessen. 1932 heiratete sie den Arzt Günther Scholtz, von dem sie sich 1937 wieder scheiden ließ.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sie am 24.2.1934 Reichsführerin der NS-Frauenschaft (im November in „Reichsfrauenführerin“ umbenannt), was ihr viele weitere Ehrenämter einbrachte und sie zur obersten weiblichen Repräsentantin des NS-Regimes machte. Sie vertrat bedingungslos und Hitler-gläubig das offizielle, dem Manne untergeordnete Rollenbild der Frau im Nationalsozialismus. Schon 1934 formulierte sie das Ziel, „aus der guten Masse der deutschen Frauen [...] ein Instrument zu bilden, das auf jeden Wink bereitsteht“. Über ihre wichtige Rolle in der NS-Propaganda hinaus hatte Scholtz-Klink wenig Einfluss auf die Politik, zumal sie mit ihrer NS-Frauenschaft der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und später dem Reichsarbeitsdienst (RAD) unterstellt war.

Nach Kriegsende tauchte sie mit ihrem dritten Mann, dem SS-Obergruppenführer August Heißmeyer, unter falschem Namen in Tübingen unter. 1948 von den Franzosen enttarnt und verhaftet, wurde sie zunächst zu 18 Monaten Haft wegen Führens einer falschen Identität verurteilt. Die Revisionsinstanz ihres Spruchkammerverfahrens konnte ihr zwar keine verbrecherische Handlung nachweisen, stufte sie aber in die Gruppe der „Hauptschuldigen“ ein, entzog ihr die bürgerlichen Ehrenrechte und verurteilte sie zu 30 Monaten Arbeitslager, die ihr jedoch nach einem Gnadenersuch erlassen wurden. In ihren 1978 erschienenen Memoiren verteidigte Gertrud Scholtz-Klink den Nationalsozialismus. Sie starb 97-jährig in Tübingen.

Quellen

Berger, Christiane: Die „Reichsfrauenführerin“ Gertrud Scholtz-Klink. Zur Wirkung einer nationalsozialistischen Karriere in Verlauf, Retrospektive und Gegenwart, Hamburg 2005.
Livi, Massimiliano: Gertrud Scholtz-Klink. Die Reichsfrauenführerin. Politische Handlungsräume und Identitätsprobleme der Frauen im Nationalsozialismus am Beispiel der „Führerin aller deutschen Frauen“ (Politische Soziologie, Bd. 20), Münster 2005.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Scholtz-Klink, Gertrud (publiziert am 23.08.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/scholtz-klink-gertrud-754