Joseph Schreieder (15.8.1904 München – ?)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

Kriminaldirektor und SS-Sturmbannführer, Spionage-Chef in den besetzten Niederlanden, Beamter beim Bayerischen Landeskriminalamt und Verfassungsschutz

Schreieder trat 1923 in den Dienst der Polizeidirektion München. Als mittlerer Beamter der politischen Abteilung wurde er 1933 in die Bayerische Politische Polizei übernommen und war ab 1935 als Leiter der Grenzpolizei in Lindau und Bregenz tätig, 1940 war er kurzzeitig Chef der Spionageabwehr der Gestapo Innsbruck. Seit 1934 Mitglied der SS, seit 1937 der NSDAP, wurde Kriminalrat Schreieder 1940 Leiter der Spionageabwehr in den besetzten Niederlanden unter dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD, Wilhelm Harster, zuletzt im Range eines Kriminaldirektors und SS-Sturmbannführers. Schreieder bekämpfte erfolgreich den Widerstand und englische Spionageagent*innen und ließ mehrere Inhaftierte in Konzentrationslager ins Deutsche Reich verschleppen, wo sie ermordet wurden.

Nach dem Krieg in den Niederlanden bis 1949 inhaftiert und angeklagt, wurde er nicht verurteilt, weil man ihm die ihm zur Last gelegten Verbrechen nicht nachweisen konnte. Nach seiner Rückkehr arbeitete er zunächst für die Organisation Gehlen. 1954 wurde er Leiter der neugebildeten Staatsschutzabteilung im Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA), wechselte aber schon bald, nachdem Innenminister Hoegner seinen anfänglichen Widerstand aufgegeben hatte, in das Landesamt für Verfassungsschutz, wo er in der Spionagebekämpfung eingesetzt wurde. Schreieder sah sich selbst als unpolitischen Kriminalbeamten; er verfasste sogar ein seine Tätigkeit in den Niederlanden beschönigendes Buch, in dem er seine SS-Mitgliedschaft verschwieg.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MInn 84972, Personalakte.
Staatsarchiv München, Spruchkammerakte, K 1699.
Bundesarchiv Berlin, BDC, SSO-Akte Schreieder.
Schreieder, Joseph: Das war das Englandspiel, München 1950.
Schröder, Joachim: Die Münchner Polizei und der Nationalsozialismus, hg. vom Polizeipräsidium München und dem Kulturreferat der LH München, München 2013.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Schreieder, Joseph (publiziert am 30.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/schreieder-joseph-759