Franz Xaver Schweyer (26.8.1868 Oberzell/Kaufbeuren – 10.11.1935 München)

Biographies
Verfasst von Elisabeth Kraus

Jurist, BVP-Politiker, Bayerischer Innenminister (1921-1924) und katholisch-konservativer Hitler-Gegner

Franz Xaver Schweyer, undatiert | Münchner Stadtmuseum (Fotograph: Th. Hilsdorf)

Nach dem Studium der Philosophie, Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft an der Universität München trat Schweyer 1898 in den bayerischen Staatsdienst ein und war seit 1911 im Innenministerium tätig. Dort leitete er seit 1914 das Militärreferat. Während des Ersten Weltkriegs war er vorrangig mit der Fürsorge für Kriegsopfer befasst und blieb dies auch nach der Revolution von 1918/19, „die das Weltbild des monarchistischen Karrierebeamten schwer erschütterte“ (Schlemmer, S. 82). Schweyer trat der Bayerischen Volkspartei (BVP) bei und wurde 1919 Ministerialdirektor im Reichsarbeitsministerium in Berlin, im Jahr darauf Staatssekretär im bayerischen Innenministerium unter dem Ministerpräsidenten Gustav von Kahr, im September 1921 dann Innenminister. 1922 ließ er prüfen, ob Adolf Hitler nach Österreich ausgewiesen werden könne. Nach schweren Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten Nationalsozialisten stellte Schweyer am 1.5.1923 Strafantrag gegen Hitler wegen Landfriedensbruchs, doch Ministerpräsident Eugen von Knilling und der deutsch-nationale Justizminister Franz Gürtner unterbanden dies.

Am 8.11.1923 nahm Schweyer an der „vaterländischen Kundgebung“ im Münchner Bürgerbräukeller teil, die von Hitler und seinen Anhängern gestürmt wurde. Die Nationalsozialisten verschleppten ihn und bedrohten ihn mit dem Tode. Körperlich unversehrt, blieb Schweyer jedoch zunächst im Amt, obwohl von Knilling ihn zum Rücktritt aufgefordert hatte. Anfang Juli 1924 wurde er allerdings nicht mehr in das neue Kabinett von Ministerpräsident Heinrich Held berufen. Schweyer zog sich daraufhin aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück. Er verfasste 1925 eine Studie über „Politische Geheimverbände“, worin er sich auch kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzte, und war in Aufsichtsräten bayerischer Firmen und Kraftwerke tätig. Im Juli 1933 wurde er wegen Beleidigung der neuen nationalsozialistischen Regierung für mehr als zwei Monate in Haft genommen. Im Gefängnis München-Stadelheim erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Das Bistum Augsburg hat ihn als sog. „Blutzeugen“ in das „Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen.

Quellen

Düren, Peter C.: Minister und Märtyrer. Der bayerische Innenminister Franz Xaver Schweyer (1868-1935), Augsburg 2015.
Schlemmer, Thomas, "Schweyer, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 82-83 [Online-Version]; URL: <https://www.deutsche-biographie.de/pnd120678438.html#ndbcontent> (zuletzt aufgerufen am 21.10.2023).


Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Schweyer, Xaver (publiziert am 01.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/schweyer-xaver-767