Julius Seger (28.9.1876 Krinetz / Böhmen – nach dem 9.6.1944, vermutlich im KZ Auschwitz)

Biographies
Verfasst von Edith Raim

Verfolgter jüdischer Schauspieler

Der jüdische Schauspieler Julius Seger stammte aus der österreichisch-ungarischen Monarchie und hatte seine Bühnenpremiere in der Spielsaison 1897/98 in Bad Reichenhall. Engagements in verschiedenen Provinzstädten Österreich-Ungarns wie Budweis (1899), St. Pölten (1900), Hermannstadt (1901-1904) und Klagenfurt (1906) folgten, in der Spielzeit 1904/05 war er im zum Deutschen Reich gehörigen Breslau am Stadttheater tätig. 1907 spielte er in Nürnberg am „Intimen Theater“ sowie in Wien und kam Ende Mai 1907 nach München, wo er ein Engagement an den Vereinigten Theatern hatte. Von 1916 bis 1918 leistete er seinen Militärdienst an der Front. Von 1912 bis 1925 war er, bis auf die Unterbrechung durch den Wehrdienst, am Münchner Schauspielhaus engagiert, von 1925 bis 1936 an den Kammerspielen im Schauspielhaus tätig.

Während seiner knapp drei Jahrzehnte währenden Arbeit in München zählten Alexander Granach, O.E. Hasse oder Elisabeth Flickenschildt und Ruth Hellberg zu seinen Kolleg*innen. Als Julius Seger mit Auftrittsverbot belegt wurde, musste er, zur Zwangsarbeit verpflichtet, Bauarbeiten in der Siedlung Milbertshofen und an anderen Baustellen leisten. Am 10.7.1942 holten ihn zwei SS-Leute an seiner Arbeitsstelle ab, am 17.7.1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert. Am 18.12.1943 kam er mit einem Transport von Theresienstadt nach Auschwitz. Von dort konnte er am 9.6.1944 ein letztes Lebenszeichen an Bekannte senden; danach verliert sich seine Spur. Vermutlich wurde er in den Gaskammern ermordet.

Quellen

Liebe, Ulrich: verehrt – verfolgt – vergessen. Schauspieler als Naziopfer, Weinheim 1992.
Petzet, Wolfgang (Hg.): Theater. Die Münchner Kammerspiele 1911-1972, München 1973.
Stadtarchiv München (Hg.): Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945, Bd.2, München 2007.
Strnad, Maximilian: Zwischenstation “Judensiedlung”. Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945, München 2011.
Weniger, Kay: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933-1945, Berlin 2008.

Empfohlene Zitierweise

Edith Raim: Seger, Julius (publiziert am 30.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/seger-julius-770