Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD)

Organizations
Verfasst von Joachim Schröder

Nahrichtendienst der nationalsozialistischen Schutzstaffel, Instrument der Unterdrückung und des Terrors im NS-Staat

Der Sicherheitsdienst (SD) war zunächst der Nachrichtendienst innerhalb der Schutzstaffeln (SS) der NSDAP. Er wurde 1931 auf Initiative Heinrich Himmlers gegründet, zunächst mit Sitz in München. Auf Vermittlung des Münchner SS-Führers Karl Freiherr von Eberstein wurde der erst 27-jährige Reinhardt Heydrich, ein ehemaliger Marine-Offizier, zu seinem Leiter ernannt. Ihm folgte nach seinem Tod 1942 Ernst Kaltenbrunner. Der SD entwickelte sich zu einem weit ausdifferenzierten Apparat mit über 6000 hauptamtlichen und über 30.000 inoffiziellen Mitarbeiter*innen, sogenannten „Vertrauensleuten“. Über die Tätigkeit des SD-Oberabschnitts Süd bzw. des SD-Abschnitts München, der 1937 in der Franz-Joseph-Str. 38 untergebracht war, ist bis heute nur wenig bekannt. Leiter waren unter anderen Werner Best, Lothar Beutel, der auch zugleich Münchner Gestapochef war, Walter Kurreck und Gustav Adolf Scheel.

Die Angehörigen des SD verstanden sich als Elite. Das Führungspersonal bestand überwiegend aus qualifizierten, ideologisch gefestigten, jungen Akademikern. Die Aufgaben des SD bestanden anfangs in der Beobachtung und Nachrichtenbeschaffung über Gegner*innen außerhalb und innerhalb der NS-Bewegung. Einen enormen Bedeutungszuwachs erlangte der SD bei der von ihm maßgeblich organisierten Ausschaltung der SA-Führung beim sogenannten „Röhm-Putsch“ vom 30.6.1934. Entscheidend für seinen Machtzuwachs war aber die zunehmende, von Himmler und Heydrich vorangetriebene Verschmelzung von SS/SD mit dem Polizeiapparat zu einem „Staatsschutzkorps“. Mit der Bildung des Reichssicherheitshauptamtes im September 1939 wurde der SD Bestandteil einer staatlichen Behörde und übte einen großen, wenn nicht bestimmenden Einfluss auf den gesamten Sicherheitsapparat aus. Insbesondere förderte und trug er maßgeblich die immer radikalere antijüdische Politik des Regimes – zahlreiche seiner Angehörigen leiteten die Mordkommandos der „Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD“ in den besetzten Gebieten.

Quellen

Aronson, Shlomo: Reinhard Heydrich und die Frühgeschichte von Gestapo und SD, Stuttgart 1971.
Banach, Jens: Heydrichs Elite. Das Führerkorps der Sicherheitspolizei und des SD 1936-1945, Paderborn 2002.
Browder, George C.: Foundations of the Nazi police state. The formation of Sipo and SD, Lexington 1990.
Wildt, Michael (Hg.): Nachrichtendienst, politische Elite, Mordeinheit. Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS, Hamburg 2003.


Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Sicherheitsdienst der SS (SD) (publiziert am 04.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/sicherheitsdienst-der-ss-sd-776