Stadtkommandantur München (Weimarer Republik)

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Verfasst von Paul Hoser

Militärische Einrichtung für innere Sicherheit

Die vor allem für die Sicherheit militärischer Einrichtungen am Standort München verantwortliche Stadtkommandantur hatte ihren Sitz von 1904 bis 1924 im Bayerischen Armeemuseum, also an dem Ort, an dem sich das Gebäude der heutigen Bayerischen Staatskanzlei befindet. Bei akuten Unruhen sollte sie neben der Polizei die Sicherheit gewährleisten.

Die Autorität des Stadtkommandanten und Gewerkschaftssekretärs Oskar Dürr war in der Revolutionszeit nicht groß genug, um seinen Auftrag effektiv erfüllen zu können. Während der Räteherrschaft war Rudolf Egelhofer vom 13. bis zum 17.4.1919 Stadtkommandant. Nach deren Ende hatte Oberstleutnant Adolf Herrgott in der ersten Maiwoche die Position inne, sein Stabschef wurde Hauptmann Ernst Röhm. Nach der Ablösung beider wurde vom 8. bis 30.5.1919 übergangsweise der spätere Chef der bayerischen Landespolizei, Major Hans Ritter von Seißer, Stadtkommandant. Ihm folgte Major Konstantin Hierl, der spätere Führer des Reichsarbeitsdienstes im „Dritten Reich“.

Die Stadtkommandantur nahm in den Monaten nach der Niederschlagung der Räterepublik, u.a. durch nachrichtendienstliche Tätigkeit, erheblichen Einfluss auf die Neugestaltung der politischen Verhältnisse in München. Ziel war es, durch eine Förderungen rechter, einschließlich rechtsextremer Bestrebungen ein Wiedererstarken der Linken zu verhindern. Von Herbst 1921 bis 1923 hatte Jakob Ritter von Danner das Amt inne. Im Hitlerputsch 1923 ging er schon früh gegen die Putschisten vor.

Nach dem Hitlerputsch trat die Stadtkommandantur in den Hintergrund. Für die Sicherheit bei politischen Zusammenstößen, die sich nach dem Sieg der NSDAP bei den Reichstagswahlen vom September 1930 häuften, schien nunmehr offenbar die Stärke der Polizei ausreichend zu sein. Die Kommandanten wechselten mehrfach, ebenso der Sitz der Stadtkommandantur, die jeweils in Gebäuden des Kasernengeländes auf dem Oberwiesenfeld untergebracht war. 1945 hatte sie noch einen letzten Auftritt auf der politischen Bühne: Stadtkommandant Ritter von Mann argumentierte bei Gauleiter Giesler gegen eine Verteidigung Münchens. SA-Gruppenführer Bernhard Hofmann, der ihn am 23.4.1945 ablöste, war an der Niederwerfung der „Freiheitsaktion Bayern“ beteiligt.

Quellen

Fuchs, Achim. Stadtkommandantur München, in: Historisches Lexikon Bayerns. URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44951> (zuletzt aufgerufen am 10.7.2014).
Plöckinger, Othmar: Unter Soldaten und Agitatoren. Hitlers prägende Jahre im deutschen Militär 1918 – 1920, Paderborn 2013.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Stadtkommandantur München (Weimarer Republik) (publiziert am 31.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/stadtkommandantur-muenchen-weimarer-republik-791