Max Strobl (1.12.1896 Dachau – 28.4.1971 Oslo)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

Führender Räteaktivist, Leiter der Kommission zur Bekämpfung der Gegenrevolution (1919)

Strobl, von Beruf Friseur, stammte aus der Familie eines Großbauern, die ihn im Kloster erziehen ließ. Der Ausbildung zum Priester entzog er sich mit 16 Jahren und engagierte sich in der sozialistischen Arbeiterbewegung. 1914 als Soldat eingezogen, sympathisierte er schon während des Krieges mit dem Spartakusbund. Nach dem Ausbruch der Novemberrevolution wurde Strobl Mitglied des Münchner Soldatenrats. In der zweiten, kommunistischen Räterepublik beauftragte ihn der Vollzugsrat mit der Leitung der ‚Kommission zur Bekämpfung der Gegenrevolution‘, die im Wittelsbacher Palais residierte und gegen die ‚Feinde der Revolution‘ sowie Plünderer*inner und Saboteur*innen vorgehen sollte. Strobl und sein Mitarbeiterstab verhafteten unter anderem die Angehörigen der rechtsextremen Thule-Gesellschaft im Hotel Vier Jahreszeiten, die dann vor dem Einmarsch der ‚weißen Truppen‘ im Luitpold-Gymnasium im Zuge einer Vergeltungsaktion erschossen wurden (‚Geiselmord‘).

Nach der Niederschlagung der Räterepublik verurteilte ein Münchner Standgericht Strobl am 25.7.1919 zu sieben Jahren Zuchthaus. Nach seiner Haft arbeitet Strobl für die kommunistische ‚Rote Hilfe‘, brach aber 1929 mit der KPD und schloss sich der KPO (= KPD-Opposition) an. Nach der NS-Machtübernahme 1933 emigrierte er nach Norwegen und Schweden, wo er sich in der Gewerkschaft engagierte; er kehrte nach dem Krieg nicht nach Deutschland zurück.

Quellen

Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften, Nr. 2234.
Hillmayr, Heinrich: Roter und Weißer Terror in Bayern nach 1918. Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Gewalttätigkeiten im Verlauf der revolutionären Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, München 1974.
Nachruf Max Strobl, in: Arbeiterpolitik, 3-4,1971, S. 19.
Weber, Hermann/Herbst, Andreas: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch, 1918-1945, Berlin 2008.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Strobl, Max (publiziert am 17.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/strobl-max-816