Süddeutsche Zeitung

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Verfasst von Oliver Hochkeppel

Größte überregionale Tageszeitung mit Sitz in München

Sonderausgabe der Süddeutschen Zeitung zur Urteilsverkündung im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess, 1.10.1946 | SZ Photo, 00309227

Die erste Ausgabe der Süddeutschen Zeitung gelangte am 6.10.1945 auf den Markt. Die überregionale Tageszeitung stand in Nachfolge der von 1848 bis 1945 erschienenen Münchner Neuesten Nachrichten, in dessen Redaktionsgebäude in der Sendlinger Straße sie bis 2008 auch entstand. Zu Ihrer Herstellung wurden als Symbol für die Pressefreiheit die Druckplatten von Hitlers Buch Mein Kampf eingeschmolzen. Die drei Gesellschafter August Schwingenstein, Edmund Goldschagg und Franz Josef Schönigh hatten von der amerikanischen Militärregierung die erste Zeitungslizenz in Bayern bekommen. Zusammen mit dem 1946 als vierter Lizenzträger dazu gekommenen späteren Chefredakteur Werner Friedmann gründeten sie 1947 den Süddeutschen Verlag als Dachgesellschaft.

So wie die Herausgeber unterschiedlichen politischen Richtungen entstammten, verstand und versteht auch die Redaktion ihre Zeitung als parteipolitisch neutrales Autor*innenblatt. Dem Schutz vor wirtschaftlicher Einflussnahme und Zensur soll ein Redaktionsstatut dienen, in dem es unter anderem heißt, die Süddeutsche Zeitung erstrebe „freiheitliche, demokratische Gesellschaftsformen nach liberalen und sozialen Grundsätzen“. Seit den 1990er-Jahren hat die SZ mit einer um 400.000 Exemplare pendelnden Gesamtauflage und einer Reichweite von gut 1,4 Millionen Leser*innen die Frankfurter Allgemeine Zeitung überholt und ist die größte überregionale Tageszeitung Deutschlands.

Trotz vieler Detailänderungen hat sich ihr Erscheinungsbild seit den 1950er-Jahren nicht grundlegend verändert. Charakteristisch sind heute unter anderem das „Streiflicht“ links oben auf der Titelseite, die „Seite Drei“ mit großen Reportagen, die Meinungsseite auf der vierten Seite, das direkt auf den politischen Teil folgende Feuilleton, der umfangreiche, seit 2008 in einer Großredaktion zusammengefasste Lokalteil und Supplemente wie die das freitags beiliegende Süddeutsche Zeitung Magazin.

2007 verkauften die vier Erbengemeinschaften der Altgesellschafter außer der Familie Friedmann ihre Anteile an die bereits im Krisenjahr 2002 eingestiegene Südwestdeutsche Medienholding GmbH, die seither 81,25 Prozent der Verlagsanteile hält. Der durch die elektronischen Medien verursachten Strukturkrise der Printmedien versucht der Süddeutsche Verlag unter anderem mit Produktlinienerweiterungen („SZ Editionen“), einer SZ-Online Redaktion, einer Ausgabe als E-Paper oder Abonnements für Ipad und Tablets zu begegnen.

2008 wurde durch Recherchen des ehemaligen SZ-Redakteurs Knud von Harbou bekannt, dass der SZ-Mitgründer Franz Josef Schöningh als Mitglied der Zivilverwaltung und stellvertretender Kreishauptmann von Tarnopol (sein Vorgesetzter war Knud von Harbous Vater Mogens von Harbou) in die Judenpogrome im polnischen Generalgouvernement verstrickt war. Auch die NS-Vergangenheit einiger früher Redaktionsmitglieder war jahrzehntelang nicht hinterfragt worden.

Quellen

Harbou, Knud von: Wege und Abwege. Franz Josef Schöningh, der Mitbegründer der Süddeutschen Zeitung. Eine Biografie, München 2013.
Harbou, Knud von: Als Deutschland seine Seele retten wollte. Die Süddeutsche Zeitung in den Gründerjahren nach 1945, München 2015.
Heß, Herbert: 50 Jahre Süddeutsche Zeitung. Eine Chronik, München 1995.
Maaßen, Ludwig: Die Zeitung: Daten – Deutungen – Porträts, Heidelberg 1986.







Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Süddeutsche Zeitung (publiziert am 09.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/sueddeutsche-zeitung-820