Paul Tafel (10.12.1872 Ulm - 1953)

Biographies
Verfasst von Brigitte Zuber

Ingenieur, völkischer Politiker

Paul Tafel, Enkel eines Tübinger Oberbibliothekars und Sohn eines Majors, trat nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Ravensburg in das preußische Kadettenkorps ein, um Berufsoffizier zu werden. Nach siebenjähriger Dienstzeit in einem württembergischen Infanterieregiment schied er 1899 „infolge einer Dienstbeschädigung als dauernd feld- und garnisondienstunfähig aus dem Heer“ (BArch, BDC) aus. Nach Studien an der Technischen Hochschule Charlottenburg nahm Tafel eine Anstellung in einer Portlandzementfabrik in Coldwater in Michigan an. Bald leitete er die Fabrik und blieb mit einer Unterbrechung 1904/05 für eine Studienreise nach Deutschland und Frankreich bis 1907 in den USA. 1908 begann er ein Studium an der Technischen Hochschule München, wurde dort 1912 mit einer Arbeit über amerikanische Trusts promoviert und arbeitete anschließend als Oberingenieur bei einer Hoch- und Tiefbaufirma in München.

Nach dem Kriegsbeginn 1914 ging Tafel als kriegsfreiwilliger Offizier mit seinem alten Regiment an die Westfront. Vom Sommer 1917 bis Kriegsende leitete er den sogenannten vaterländischen Unterricht bei den Truppen der 2. Armee unter General von der Marwitz. 1919, wieder in München, trat Tafel in die deutsch-nationale Bayerische Mittelpartei (BMP) ein und wurde Mentor von Anton Drexler, der im selben Jahr die DAP gründete. In seinem Lebenslauf von 1939 rühmte sich Tafel, der seit 1919 als NSDAP-Mitglied nachweisbar ist, einer der „sieben Mann im Sterneckerbräu“ (BArch, BDC) gewesen zu sein. Ab Sommer 1920 übernahm Tafel den Vorsitz des Bayerischen Ordnungsblocks. Er notierte hierzu: „Verbindung mit allen rechtsstehenden politischen Persönlichkeiten Deutschlands“ und „Förderung der entstehenden NSDAP mit allen zu Gebote stehenden Mitteln. (Einzelheiten hierüber vermag nur der Führer anzugeben, zum Teil auch mein damaliger engster Mitarbeiter, jetziger Ministerialrat Gottfried Schapper, Berlin)“ (BArch, BDC). Schapper war zu dieser Zeit in der Abhörzentrale Görings tätig.

Tafel trat 1921 als Bekämpfer des Separatismus auf und warnte davor, dass die französische Regierung Bayern vom Reich dauerhaft lostrennen wolle, das damit nur noch einen Vasallenstatus innehätte. Bei F.J. Lehmanns publizierte Tafel z.B. in der Monatsschrift Deutschlands Erneuerung, deren Programm „Los vom Marxismus und Internationalismus“ war. Nachdem der Völkische Beobachter verboten wurde, erschienen 1924 mehrere nationalsozialistische Ersatzblätter, darunter die Großdeutsche Zeitung, deren Chefredakteur zunächst Stolzing-Cerny und dann Paul Tafel war. 1929 wurde Tafel Leiter der Abteilung für wirtschaftliche Verwaltung im Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk in Berlin. Er schied dort infolge einer Erkrankung 1931 auf ärztlichen Rat aus und übersiedelte nach Mutters bei Innsbruck, wo er zurückgezogen lebte und schriftstellerisch tätig war. Er starb 1953.

Quellen

Bundesarchiv Berlin, BDC, Reichskulturkammer, Tafel Paul, insbesondere: Lebenslauf des Dr. Ing. Paul Tafel, Mutters“, April 1939.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv IV München, NL R. Xylander 99, Werbeschrift Nr. 27 des Bayerischen Ordnungsblocks: Unsere politische und wirtschaftliche Lage. Bericht des Vorsitzenden des Bayerischen Ordnungsblocks Dr. Paul Tafel, erstattet in einer Ausschusssitzung des B.O.B. vom 3.11.1921.
Hoser, Paul: Großdeutsche Zeitung, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Großdeutsche_Zeitung (zuletzt aufgerufen am 17.10.2023).

Empfohlene Zitierweise

Brigitte Zuber: Tafel, Paul (publiziert am 15.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/tafel-paul-825