Quellen
Grüttner, Michael: Biografisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004.
Schreiber, Maximilian: Walther Wüst. Dekan und Rektor der Universität München 1935-1945, München 2008.
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Indogermanist, NS-Wissenschaftsfunktionär, Rektor der Universität München (1941-1945)
Nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Indischen Philologie, nach Promotion 1923 und Habilitation 1926 an der Universität München wurde Walther Wüst ab dem 1.10.1935 zum Ordinarius für „Arische Kultur- und Sprachwissenschaft“ an dem seit 1905 bestehenden „Seminar für arische Philologie“ der LMU ernannt. Bereits im Juli 1935 war er vom damaligen Rektor Karl Escherich als kommissarischer Dekan bestellt worden und übte dieses Amt bis 1941 aus. Von da an bis 1945 war er sog. „Führer-Rektor“ der Universität München: nach Einführung der „Führerverfassung“ an den bayerischen Universitäten Ende August 1933 wurden die Rektoren vom Reichserziehungsminister ernannt und nicht mehr von der Professorenschaft gewählt.
Wüst trat am 1.5.1933 der NSDAP bei, für die er bald danach als Redner bei Veranstaltungen verschiedener Ortsgruppen und auf „Kreistagen der NSDAP“ auftrat. Die Themen dafür entnahm er seiner Fachwissenschaft und unterwarf diese in seinen Publikationen ganz der NS-Ideologie, insbesondere der Rassentheorie. 1934 trat er in den NS-Lehrerbund sowie den NS-Dozentenbund und 1937 in die SS ein. Zunächst im Rang eines Hauptsturmführers, wurde er 1942 Oberführer im Persönlichen Stab des Reichsführers SS.
Neben diesen Parteiämtern hatte Wüst führende Positionen in zahlreichen NS-Wissenschaftsorganisationen inne. So war er von 1937 bis 1939 Präsident, von 1939 bis 1945 Kurator des „Deutschen Ahnenerbes“ der SS, einer 1935 auf Anregung Heinrich Himmlers gegründeten, nationalsozialistischen „Forschungsgemeinschaft“, und ab 1943 zudem Präsident der Deutschen Akademie.
Nach Kriegsende verhaftet und von der LMU München 1946 entlassen, wurde er 1949 als „Belasteter“ eingestuft. Er war danach an der Bayerischen Staatsbibliothek in München tätig, wo er 1961 in Ruhestand ging. Wüst gilt als erfolgreicher Multifunktionär im Netzwerk der Wissenschaftspolitik des Nationalsozialismus, der durchaus auch traditionell konservative, u.a. auf wertfreie Forschungsarbeit zielende Ansichten „mit Versatzstücken nationalsozialistischer Ideologie verband“ (Schreiber, S. 356).
Grüttner, Michael: Biografisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004.
Schreiber, Maximilian: Walther Wüst. Dekan und Rektor der Universität München 1935-1945, München 2008.