Dora Z. (1919 – ?)

Biographies
Verfasst von Annette Eberle

Von der Polizei als „Asoziale“ verfolgt, im Alter von 20 Jahren zwangssterilisiert

Dora Z. (Pseudonym) wurde 1919 in Thüringen geboren. Vier Wochen nach der Geburt starb ihre Mutter. Der Vater gab das Mädchen zur Großmutter. Wenig später gründete er eine neue Familie, holte Dora aber nicht zu sich zurück. Die Probleme für Dora begannen, als die Großmutter gestorben war und sie sich im Jahr 1939 in einen Soldaten verliebte. Sie verließ ihre Arbeitsstelle und zog zu ihrem Freund. Daraufhin wurde sie wegen Arbeitsvertragsbruch und dem Verdacht auf „heimliche“ Prostitution zu zwölf Monaten Haft verurteilt. Vor Haftantritt erfolgte die Zwangssterilisation.

Nach der letzten Haftentlassung lief sie von der ihr zugeteilten Arbeitsstelle weg und schlug sich nach München durch. Dort wurde sie bald von der Polizei aufgegriffen und nach Verhängung des „polizeilichen Arbeitszwanges“ am 5.11.1942 in die Zwangsfürsorgeanstalt Bischofsried bei Dießen am Ammersee, eine Einrichtung des Landesverbandes für Wander- und Heimatdienst (LVW), eingewiesen. Nicht einmal drei Monate später, am 25.1.1942, erfolgte ihre Überstellung in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Alarich Seidler, der Leiter des LVW, hatte sich persönlich bei Friederike Wieking, der Leiterin der weiblichen Kriminalpolizei in Berlin, für eine beschleunigte Überstellung eingesetzt. Diese ordnete den Einweisungsbeschluss über die Kripoleitstelle in München als zuständige Behörde an. Dora Z. hatte sich nämlich nicht der Anstaltsdisziplin untergeordnet und stattdessen zu fliehen versucht. Seidler begründete den Antrag bei Wieking mit folgenden Worten: Z. „erklärt gerade heraus, dass es ihr gar nicht einfalle, ihr Brot durch Arbeit zu verdienen, da sie in der Jetztzeit durch den Verkehr mit Männern ein so glänzendes Leben führt. Sie ist der Typ Aufhetzerin und Rädelsführerin, die vor sämtlichen Betreuten geradeheraus erklärt, das Konzentrationslager sei eine lächerliche Angelegenheit, die ihr nicht im geringsten imponieren könne. Es komme nur darauf an, dass alle einig seien. Dann würden sie schon mit dieser Brut von Aufpassern, Fürsorge und Polizei fertig werden“ (IfZ, ED 728/19).

Der weitere Verbleib und das Schicksal von Dora Z. sind unbekannt.

Quellen

Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München, ED 728/19, Insassenakte Bischofsried.

Empfohlene Zitierweise

Annette Eberle: Z., Dora (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/z-dora-904