Zentralministerium

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Verfasst von Veronika Diem

Vereinigung der seit November 1942 noch verbliebenen bayerischen Ministerien

Gebäude des Zentralministeriums, 31.7.1939 | StadtAM, Forsch-1327

Der Gauleiter für München und Oberbayern, Paul Giesler, der seit November 1942 sämtliche noch verbliebenen bayerischen Ministerien leitete, strebte deren Vereinigung als Ministerialabteilungen unter dem Dach eines Zentralministeriums an, konnte sich damit allerdings nicht durchsetzen.

Das Gebäude des Zentralministeriums an der Ecke Ludwig- und von-der-Tann-Straße entstand in den Jahren 1938 bis 1940 und sollte nach dem Innenausbau im Jahr 1942 bezugsfertig sein. Federführend zuständig für den Bau war Ministerialrat Prof. Fritz Gablonsky. Der Bau umschließt zwei durch einen Mittelbau geteilte Höfe (Schmuck- und Wirtschaftshof). 1943 wurde unter dem südöstlichen Teil ein Tiefbunker gebaut, um dort auf rund 260 Quadratmetern die Befehlsstelle des Gauleiters vor Luftangriffen sicher unterzubringen.

Von hier aus begann auch die seitens des Gauleiters Paul Giesler befohlene Verfolgung der - zum Teil nur vermeintlich - Beteiligten am Aufstand der Freiheitsaktion Bayern. Die dem Gauleiter unterstellte Volkssturm-Einheit verhaftete insgesamt 22 Verdächtigte, vier von ihnen wurden im Wirtschaftshof des Gebäudes hingerichtet, fünf weitere brachte man in den Perlacher Forst, wo sie erschossen wurden. Eine Gedenktafel, die an diese Ereignisse erinnert, befindet sich seit 1984 im Schmuckhof – nach dem Eingang an der Ludwigstraße links in die Wand eingelassen.

Sofort nach Kriegsende nutzte die US-Militärregierung das Gebäude zur Unterbringung verschiedener Dienststellen, beispielsweise als Hauptquartier der Militärpolizei München, bis es am 1. Mai 1958 in die Hände des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als Sitz des Ministeriums überging.

Quellen

Diem, Veronika: Die Freiheitsaktion Bayern. Ein Aufstand in der Endphase des NS-Regimes, Kallmünz 2013.
Stinglwagner, Gerhard: Von Mönchen, Prinzen und Ministern. Das Gebäude des Landwirtschaftsministeriums und seine Nachbarschaft. Eine Chronik hg. vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Referat Innerer Dienstbetrieb, München 1992.

Empfohlene Zitierweise

Veronika Diem: Zentralministerium (publiziert am 20.12.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/zentralministerium-908