Josef Zollner (16.4.1891 Grafing – 8.3.1977 München)

Der gelernte Modelltischler erhielt wegen seiner Begabung ein Stipendium und spezialisierte sich dann auf die Kunstschreinerei. Anfang 1940 schloss sich Josef Zollner den Zeugen Jehovas an. Etwa zwei Monate darauf forderte ihn das Polizeipräsidium München auf, der Erfüllung seiner
Luftschutzpflicht nachzukommen. Dazu musste er ein Braunhemd und eine schwarze Uniform anziehen. Zollner lehnte ab, er könne sich nicht wie jemand von der SS kleiden. Er wurde inhaftiert, nach acht Wochen kam er in das Konzentrationslager Dachau. Am 13.7.1940 verurteilte ihn das Sondergericht München zu drei Monaten Gefängnis. Obwohl er diese Strafe zu diesem Zeitpunkt bereits abgesessen hatte, hielt man ihn noch fast fünf Jahre bis zur Befreiung 1945 im KZ fest. Seine Fähigkeiten als Kunstschreiner kamen ihm dort zugute. Drei Monate nach seiner Einweisung wurde er in das Außenkommando Sudelfeld des KZ Dachau, überstellt, wo etwas leichtere Haftbedingungen herrschten. Dort war ein Bergsportheim der SS erbaut worden, und nun sollten von KZ-Häftlingen Nebengebäude errichtet werden. Josef Zollner war für den Bau der Häftlingsbaracken verantwortlich und fertigte für das Heim Einbaumöbel und Holzvertäfelungen. Infolge seiner Jahre im KZ war Josef Zollner 1945 gesundheitlich sehr geschwächt. Nach der Befreiung war er mehrere Jahre arbeitsunfähig. Schließlich meldete er seine Münchner Schreinerei wieder an. Später war er als Kunstschreiner unter anderem in bayerischen Schlössern tätig. 1965, zwei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau Johanna, heiratete er seine zweite Frau Rosa, mit der er bis zu seinem Tod zusammen lebte. Auch nach 1945 war er in einer Münchner Gemeinde der Zeugen Jehovas aktiv.