Über die Ausstellung
Alfred Hrdlicka (1928–2009) hat den Terror der NS-Zeit als Kind am eigenen Leib erfahren. Die nationalsozialistischen Verbrechen sind zentrales Thema im Werk des Wiener Künstlers. Der große Zyklus Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944 ist eine seiner eindringlichsten Arbeiten. Im Mittelpunkt der 53-teiligen Bildfolge steht das gescheiterte Attentat der Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Neben diesem konkreten historischen Ereignis ist der Zyklus als Abrechnung mit dem preußischen Militarismus zu lesen. Hrdlicka warnt mit der anspielungsreichen Bildfolge einerseits ‚vor falschen Leitbildern‘, andererseits wendet er sich gegen Männlichkeitskult, Größenwahn und Barbarei des Militarismus. Entstanden sind düstere Radierungen mit zum Teil drastischen Darstellungen von Grausamkeit und Gewalt, denen Hrdlicka durch Kommentartexte eine weitere Bedeutungsebene verlieh. So ist der Radierzyklus eine komplexe Hommage an motivisch verwandte Meisterwerke der europäischen Kunstgeschichte (etwa von Goya oder Dix), ein programmatischer Beitrag zur Kunst nach 1968 und ein kritischer Kommentar zur deutschen Erinnerungspolitik zugleich. Hrdlicka, der vehement für eine expressive figurative Kunst mit politischer Botschaft eintrat, wurde als engagierter Künstler wiederholt angefeindet – und blieb dennoch zeitlebens unbeirrt kritisch und unbequem.