Jeder der beiden Bauten hatte eine Seitenlänge von 21 Metern. Das offene Dach, das die pseudoreligiöse Symbolik des Ortes unterstrich, wurde von 20 Pfeilern getragen. Im Inneren wurden jeweils acht gusseiserne Sarkophage platziert. Eine ‚Ehrenwache‘ der SS stand Tag und Nacht Spalier, Besucher*innen waren dazu angehalten, den rechten Arm zum Hitlergruß zu heben. Während München nach Kriegsende vielerorts von Zerstörung gekennzeichnet war, standen die beiden ‚Ehrentempel‘ unversehrt zwischen den Ruinen. Der künftige Umgang mit diesen Relikten der NS-Zeit sorgte bereits kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges für Diskussionen. Nach der Umbettung der 16 Toten wurden die Kultbauten im Januar 1947 auf Anweisung der US-Militärregierung gesprengt. 1956 beschloss die Stadt München die steinernen Überreste zu begrünen. Anfang der 1990er-Jahre führten Planungen des Freistaats Bayern zur Überbauung des Geländes zu erneuten Diskussionen um einen angemessenen Umgang mit den NS-Relikten. Die im Rahmen eines Architekturwettbewerbs vorgelegten Entwürfe wurden nach scharfen öffentlichen Kontroversen nicht weiterverfolgt. Nach dem Fund seltener Pflanzen in einigen Steinspalten wurden die überwachsenen Überreste des südlichen Kultbaus kurz darauf unter Biotopschutz gestellt. Seit 2001 stehen beide Fundamente unter Denkmalschutz.
Im Zuge der Errichtung des NS-Dokumentationszentrums München wurde 2015 der nördliche Sockel, der sich direkt an das Grundstück des Neubaus anschließt, als Relikt der NS-Geschichte des Ortes in das Ausstellungskonzept einbezogen. Sichtachsen in der Ausstellung München und der Nationalsozialismus legen den Blick auf die historische Umgebung frei und thematisieren Geschichte und Gegenwart des Ortes.
Die temporäre Installation Schutt und Ehre nimmt auf die gegenwärtige Situation Bezug und lädt zur Auseinandersetzung mit den ‚Ehrentempel‘ und ähnlichen ‚belasteten‘ Orten ein. Fender aus der Seefahrt symbolisieren das jahrzehntelange ‚Rühr mich nicht an‘ der aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwundenen Mauerreste. Die Rettungsringe sollen die Geschichte dieser Orte aus ihrer Versenkung hervorholen. Schutt und Ehre ist die Sichtbarmachung einer wichtigen Leerstelle, die durch ihre Ungelöstheit klar macht, dass das Nachdenken und Reden über die Geschichte nie abgeschlossen sein kann.
Mit der Schaffung eines Ortes der Auseinandersetzung und begleitenden Veranstaltungen möchte das Projekt vor allem auch Jugendliche und junge Erwachsene in die Debatte um eine angemessene und lebendige Erinnerungskultur einbeziehen. Begleitend zur Installation ist ein Videoprojekt mit Schüler*innen der Städtischen Berufsschule für Spedition und Touristik geplant. Das Projekt Schutt und Ehre wurde von der Initiative SCHULTERSCHLUSS konzipiert und in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München umgesetzt. Unterstützt wird es von dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München/Institut für Erinnerungskultur und Stadtgeschichte sowie der Stiftung Hubert Beck. Der Hochschule für Musik und Theater München gilt ein besonderer Dank.
Die Installation im Außenbereich des NS-Dokumentationszentrums München ist während und außerhalb der Öffnungszeiten frei zugänglich. Weitere Informationen zum Projekt unter www.schulterschluss-initiative.de.