Das NS-Dokumentationszentrum München wird bis Anfang Mai 2025 umgebaut. Dem gemeinsam mit dem Gestaltungsbüro Miessen 2024 entwickelten Konzept Open Doors folgend wird das Haus neue Räume des Zusammenkommens für die Stadtgesellschaft schaffen. Der Umbau umfasst neben der Neueinrichtung eines Cafés im Erdgeschoss auch den Eingang und das Auditorium. Durch die Maßnahmen werden insbesondere die Barrierefreiheit und die Sicherheit verbessert. Zudem werden im Foyer und im 1. Obergeschoss Bereiche für Vermittlung und Austausch geschaffen. Anlässlich der Wiedereröffnung am 8. Mai – das Datum markiert den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und das zehnjährige Bestehen des NS-Dokumentationszentrums – findet ein vielfältiges Jubiläumsprogramm statt. Im Ausstellungsbereich werden eine neue Objekt-Intervention und eine Videoinstallation zu sehen sein.
20 Objekte – 20 Geschichten (Arbeitstitel)
Intervention in die Dauerausstellung I 8. Mai 2025 bis 10. Mai 2026
Ein Hut, eine Marionette, ein Tablettenröhrchen, ein Bierkrug. Welche Erinnerungen haften diesen Dingen an, welche Geschichten können sie erzählen? Was wollen wir mit und von ihnen erfahren? Für ein Jahr werden ausgewählte Objekte die ständige Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums ergänzen und durch neue Geschichten weitererzählen. Große und kleine, alltägliche und ungewöhnliche Dinge schaffen sinnliche Zugänge und ermöglichen einen anderen Blick auf die Vergangenheit. Konkrete Gegenstände und individuelle Perspektiven machen übergeordnete Themen greifbar. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des NS-Dokumentationszentrums lädt 20 Objekte – 20 Geschichten (Arbeitstitel) Besucher*innen zu einem gemeinsamen Nachdenken darüber ein, wie schwierige und schmerzhafte Erfahrungen dargestellt, vermittelt, rezipiert und gedeutet werden können.
overexposed/underexposed
Videoinstallation von Daniel Asadi Faezi und Mila Zhluktenko I 8. Mai bis 19. Oktober 2025
Mit der Videoinstallation overexposed/underexposed untersuchen Mila Zhluktenko und Daniel Asadi Faezi acht Orte in München, die eine Geschichte terroristischer Gewalt in sich tragen. An diesen über das Stadtgebiet verstreut liegenden Orten wurden Menschen aus rechtsextremen, rassistischen und antisemitischen Motiven getötet, verletzt und traumatisiert. Manche der Taten sind weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, andere sind bis heute nicht im kollektiven Gedächtnis verankert. Um Aufklärung dieser Verbrechen und um Erinnerung an die Opfer wird zum Teil noch gerungen. Jeder Terrorakt hat seine eigene komplizierte Geschichte und doch stehen sie in Beziehung zueinander. Ein Netz teils unsichtbarer Linien verbindet die Ereignisse auch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit.
overexposed/underexposed schafft einen konzentrierten Raum, der ein Innehalten und Nachdenken ermöglicht. Wie kann eine Stadt zu einer gemeinsamen Auseinandersetzung mit diesen Terroranschlägen finden? Wie kann an die Opfer erinnert werden? Die Kamera fängt die acht Orte nacheinander zum jeweiligen Tatzeitpunkt ein. Es entsteht eine kontinuierliche Erzählung, die dem Verlauf eines Tages folgt und die zurückliegenden Ereignisse vergegenwärtigt.
Erinnerung ist ein Raum aus Zeit (Arbeitstitel)
Ausstellung zeitgenössischer Kunst | 30. Oktober 2025 bis 12. Juli 2026
Die Ausstellung Erinnerung ist ein Raum aus Zeit (Arbeitstitel) versammelt künstlerische Werke, die sich mit dem Nachwirken verschiedener Kriege innerhalb und außerhalb Europas seit 1945 beschäftigen, ebenso wie mit den Neuordnungen, die aus den damit verbundenen Zusammenbrüchen hervorgingen. Im Fokus stehen dabei äußere wie innere Landschaften – sowohl als politische Geografie und widerständige Zeugnisse wie auch als Zufluchtsorte, als lebendige Archive oder Vorstellungsräume für Künftiges. In den präsentierten künstlerischen Arbeiten finden Beziehungen zwischen Raum, Zeit und Erinnerung Ausdruck in vielschichtigen Erfahrungen und Praktiken jenseits politischer Normierungen. Krieg zwingt die Überlebenden zu einem radikalem Neuanfang und trägt die Möglichkeit einer zukünftigen gerechteren Welt in sich – eine Welt, in der gesellschaftliche Bedingungen sozial ausgehandelt werden und in der die Erfahrungen der von Krieg und Verfolgungen betroffenen Menschen im Vordergrund stehen.
Veranstaltungen und Vermittlungsprogramm
Bis zur Wiedereröffnung des NS-Dokumentationszentrums am 8. Mai 2025 wird das Veranstaltungsprogramm mit Kooperationspartner*innen an anderen Orten und online stattfinden. Angebote für Schulklassen, Studierenden- und Multiplikator*innen-Gruppen können auch während der Schließung gebucht werden. Im Zentrum steht 2025 die Wiedereröffnung im Mai. Geplant ist ein vielfältiges Programm aus Rundgängen, Workshops, Konzerten und Aktionen, mit denen wir die Menschen in München neu begrüßen dürfen. Im Online-Bereich wird der Mediaguide als neue WebApp technisch überarbeitet und die erfolgreichen Scrollytellings #nsdokuStories fortgesetzt.
Forschung und Publikationen
Ein durch die Umbaumaßnahmen neu geschaffenes Büchercafé soll nicht nur den Verkauf der Publikationen optimieren, sondern auch Raum für Lesungen und Buchpräsentationen ermöglichen.
Darüber hinaus wird die digitale Infrastruktur im Bereich Publikationen weiter ausgebaut und inhaltlich geschärft. Neben der Veröffentlichung von downloadbaren Online-Publikationen, wird das bereits bestehende Online-Magazin (www.nsdoku.de/magazin) strukturell erneuert und durch Beiträge von nationalen wie internationalen Gastautor*innen inhaltlich ausgebaut.
nsdoku Neuaubing
Am Erinnerungsort Neuaubing wird bis Herbst 2026 eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums errichtet. Durch das Neben- und Miteinander von Geschichtsvermittlung, Kunst, Sozialem und Handwerk wird das ehemalige Zwangsarbeiter*innenlager zu einem Ort der lebendigen Erinnerung, der Menschen dazu einlädt, sich mit der Geschichte der NS-Zwangsarbeit und deren Bezügen bis in die Gegenwart auseinanderzusetzen. Im Rahmen der Baumaßnahmen werden 2025 die Baracken 2 und 5 für den Ausstellungs- sowie Vermittlungs- und Veranstaltungsbetrieb saniert und Konzepte für die analogen und digitalen Formate im Innen- und Außenraum entwickelt.