Rundgang

Das ehemalige Zwangsarbeiter*innenlager Neuaubing Tag der Städtebauförderung 2024

4. Mai 2024 | 11.00 Uhr

Baracke und Splitterschutzbunker des ehemaligen Zwangsarbeiter*innenlagers München-Neuaubing, 2014 | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Anlässlich des Tages der Städtebauförderung 2024 treffen wir uns am Ortsrand von Neuaubing: Es ist einer der wenigen Orte in Deutschland, wo Baracken eines ehemaligen Lagers für Zwangsarbeiter*innen erhalten geblieben sind. Während des Zweiten Weltkrieges wurden zwischen 150.000 und 200.000 Menschen zur Zwangsarbeit in Münchner Unternehmen eingesetzt. Sie mussten meist schwere körperliche Arbeiten verrichten und waren in notdürftigen Lagern untergebracht. Der größte Teil der rund 4.000 Männer, Frauen und Kinder, die von 1942 bis 1945 im Zwangsarbeiter*innenlager Neuaubing untergebracht waren, stammte aus der damaligen Sowjetunion, aus Polen, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Überwiegend mussten sie in einem Ausbesserungswerk der Deutschen Reichsbahn oder in einer Fabrik des Rüstungsunternehmens Dornier arbeiten. Schon 1940 hatten die Nationalsozialisten begonnen neben KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen zusätzliche Personen für den ‚Arbeitseinsatz‘ in der deutschen Kriegswirtschaft zu rekrutieren.

Hieraus entwickelte sich bald ein gnadenloses Zwangssystem: Insgesamt verschleppte das Deutsche Reich aus den eroberten Ländern 13 Millionen Arbeitskräfte. In Osteuropa fand eine regelrechte Jagd auf Menschen statt. Nur wenige ehemalige Zwangsarbeiter*innen erhielten ab dem Jahr 2000 eine Entschädigungszahlung. Auch das Neuaubinger Lager geriet in Vergessenheit, heute werden die meisten Baracken von Künstler*innen als Ateliers genutzt. Das NS-Dokumentationszentrum richtet hier einen neuen Erinnerungsort ein. Das Projekt wird unter anderem von der Deutschen Städtebauförderung unterstützt.

Der Rundgang umfasst Teile des ehemaligen Lagers, das aktuell saniert wird, sowie ausgewählte Punkte in der Nachbarschaft.