Rolf Grabower (21.5.1883 Berlin – 7.3.1963 München)

Biographies
Verfasst von Maximilian Strnad

Leiter des ‚Jüdischen Arbeitskommandos Lohhof‘, Oberfinanzpräsident

Rolf Grabower, ca. 1938 | Stadtarchiv München, Kennkartendoppel Rolf Grabower

Der promovierte Jurist nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil und erhielt das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse. Im Sommer 1919 ins Reichsfinanzministerium berufen, leitete der Ministerialrat ab 1922 das Referat für Umsatzsteuer, später das Referat für Buch- und Betriebsprüfung. Grabower gilt noch heute als ‚Vater der Umsatzsteuer‘ und ‚Architekt der modernen Betriebsprüfung‘. 1934 musste er seine prominente Stellung aufgeben und wurde an den Reichsfinanzhof in München versetzt.

1935 wurde er 52jährig nach der Verabschiedung der ‚Nürnberger Gesetze‘ wegen seiner jüdischen Herkunft pensioniert. Anfang 1941 zur Zwangsarbeit bei der Errichtung der ‚Judensiedlung Milbertshofen‘ gezwungen, war Grabower vom Sommer 1941 bis März 1942 Leiter des ‚Jüdischen Arbeitskommandos Lohhof‘. Mit Hilfe früherer Kollegen und Vorgesetzter gelang es ihm ein ums andere Mal, der Deportation zu entrinnen. Für ihn setzten sich u.a. der Chef der Reichskanzlei Hans Lammers und Reichsfinanzminister Lutz Graf Schwerin von Krosigk ein. Im Sommer 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er als Disziplinar- und Arbeitsrichter und als Leiter für den männlichen Arbeitseinsatz der jüdischen Lagerverwaltung tätig war.

Nach seiner Befreiung kehrte Grabower nach München zurück. Im Oktober 1945 wurde er zum Oberfinanzpräsidenten in Nürnberg ernannt. 1952 erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1959 den Bayerischen Verdienstorden.

Quellen

Arndt, Pauline: Oberfinanzpräsident Rolf Grabower. Jude, christlicher Preuße, Richter in Theresienstadt, Tübingen 2023.
Bundesfinanzministerium (Hg.):Wenn im Amte, arbeite, wenn entlassen, verbirg dich. Prof. Dr. jur. Dr. phil. Rolf Grabower in Zeugnissen aus der Finanzgeschichtlichen Sammlung der Bundesfinanzakademie, Brühl 2010.
Strnad, Maximilian: Flachs für das Reich. Das jüdische Zwangsarbeitslager „Flachsröste Lohhof“ bei München, München 2013, S.85ff.


Empfohlene Zitierweise

Maximilian Strnad: Grabower, Rolf (publiziert am 14.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/grabower-rolf-281