Heinrich Held (6.6.1869 Erbach / Hessen-Nassau – 4.8.1938 Regensburg)

Biographies
Verfasst von Paul Hoser

Bayerischer Ministerpräsident von 1924 bis 1933

Ministerpräsident Heinrich Held am Eingang des von der SA besetzten Sitzes der Bayerischen Regierung, Montgelas-Palais, 9.3.1933 | aus: Stadtarchiv München (Hg.), Aspekte der nationalsozialistischen Machtergreifung in München, 1983

Heinrich Held wurde 1899 Chefredakteur und 1906 Mitinhaber des „Regensburger Anzeigers“. Seit 1907 saß er als Abgeordneter des Zentrums im bayerischen Parlament, seit 1914 als Fraktionsvorsitzender, eine Funktion, die er dann von 1919 bis 1924 auch in der Bayerischen Volkspartei (BVP) ausübte. Er war Anhänger der Monarchie, akzeptierte aber nach der Revolution von 1918 das demokratische System. Dem Nationalsozialismus stand er feindlich gegenüber und wirkte an der Niederwerfung des Hitlerputsches aktiv mit.

Nach den Landtagswahlen vom Mai 1924 wurde er Ministerpräsident. Obwohl die Deutschnationalen große Mitverantwortung an der Begünstigung der Rechtsradikalen gehabt hatten, nahm er sie aus Abneigung gegen die SPD in seine Koalition auf. Der Regierungskoalition gehörten dann die BVP, die DNVP und der Bayerischer Bauernbund an. Hauptziel Helds war die Stärkung der bayerischen Eigenstaatlichkeit durch einen Ausbau der Rechte der Bundesstaaten, wobei er aber keinen Erfolg hatte. Nachdem der Bauernbund aus Interessenegoismus im Juli 1930 aus der Koalition ausgeschieden war, konnte er schließlich nur noch mit Notverordnungen regieren. Den Nationalsozialismus bekämpfte er u. a. mit dem Uniformverbot vom 10.7.1931. Diese Politik wurde dann aber von der Reichsregierung von Papen sabotiert.

Die Pläne vom Februar 1933, als letzten Damm gegen Hitler die bayerische Monarchie wieder einzuführen, schienen ihm zu gewagt. Am 9.3.1933 wurde seine Regierung mit der Einsetzung Epps als Reichskommissar entmachtet. Im Juni 1934 entging Held, der wegen einer Augenoperation im Krankenhaus lag, nur durch das Eingreifen seines Arztes der Schutzhaft. 1935 verbot man ihm die weitere Herausgabe des „Regensburger Anzeigers“. Weitere Verfolgungen blieben dem schwerkranken Politiker erspart. Er starb 1938 in Regensburg.

Quellen

Becker, Winfried: Heinrich Held (1868-1938). Aufstieg und Sturz des bayrischen Parlamentariers und Ministerpräsidenten, in: Zeitschrift für bayrische Landesgeschichte, 72, 2009, S. 807-891.
Keßler, Richard: Heinrich Held als Parlamentarier. Eine Teilbiographie 1868-1924, Berlin 1971.
Pöhlmann, Barbara: Heinrich Held als Bayerischer Ministerpräsident (1924-1933). Eine Studie zu 9 Jahren bayerischer Staatspolitik, Diss., München 1995.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Held, Heinrich (publiziert am 30.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/held-heinrich-328