Johannes Hoffmann (3.7.1867 Ilbesheim/Landau – 15.12.1930 Berlin)

Biographies
Verfasst von Matthias Bischel

Bayerischer Ministerpräsident

Johannes Hoffmann (1867-1930), Aufnahme von 1919 | Sammlung Megele/SZ Photo, 00253155

Johannes Hoffmann wurde in der damals bayerischen Rheinpfalz geboren und wuchs in einem bäuerlichen Umfeld auf. Er absolvierte eine Ausbildung zum Volksschullehrer und erhielt 1890 eine Stelle in der Industriestadt Kaiserslautern. Ab 1908 verzichtete der Familienvater auf diese gesicherte Existenz, denn seine erfolgreiche Landtagskandidatur für die SPD hatte in der Monarchie die Entlassung aus dem Schuldienst zur Folge. Nach diesem riskanten Schritt in die Berufspolitik folgte 1912 die erfolgreiche Wahl in den Reichstag. Die Novemberrevolution 1918 konfrontierte Hoffmann dann unerwartet mit der Übernahme von Regierungsverantwortung: Der entschiedene Befürworter einer Trennung von Staat und Kirche veranlasste nun als Kultusminister im Kabinett von Kurt Eisner einschneidende Reformen im Schulwesen.

Im März 1919 fiel ihm eine noch schwierigere Aufgabe zu: Nach der Ermordung Eisners wählte der bayerische Landtag den SPD-Politiker einstimmig zum Ministerpräsidenten und setzte so ein Zeichen gegen den Machtanspruch der radikalen Revolutionär*innen. Die neue Regierung konnte die Errichtung der Münchener Räterepublik indes nicht verhindern. Nach dem Ausweichen ihres Sitzes von München nach Bamberg nahm sie die Militärhilfe des Reiches an. Politisch geschwächt entschied sich der Ministerpräsident nun zur Bildung einer Koalition, um mit BVP und DDP die demokratische Neugestaltung im Freistaat weiterzuentwickeln. Dieser Erfolg überdeckte allerdings nur kurz die zahlreichen Konflikte zwischen den ungleichen Regierungspartnern: Hoffmann legte daher im Zuge des Kapp-Putsches sein Amt nieder und zog sich aus der Landespolitik zurück.

In der Folge machte er aus seiner Abneigung gegen die entstehende ‚Ordnungszelle Bayern‘ keinen Hehl und unternahm im Oktober 1923 sogar den Versuch, die Rheinpfalz vom Freistaat abzutrennen. Der Reichstagsabgeordnete, der fortan in Teilen der bayerischen Öffentlichkeit als Landesverräter und ‚Kirchenhasser‘ geächtet wurde, verstarb 1930.

Quellen

Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn, Nachlass Johannes Hoffmann.
Ehberger, Wolfgang/Merz, Johannes (Bearb.): Das Kabinett Hoffmann I. 17. März – 31. Mai 1919, München 2010.
Ehberger, Wolfgang/Bischel, Matthias (Bearb.): Das Kabinett Hoffmann II, Teil I, 31. Mai - 1. September 1919, München 2017.
Hennig, Diethard: Johannes Hoffmann. Sozialdemokrat und Bayerischer Ministerpräsident. Biographie, München 1990.

Empfohlene Zitierweise

Matthias Bischel: Hoffmann, Johannes (publiziert am 19.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/hoffmann-johannes-358