Emma Hutzelmann (17.11.1900 Rosenheim – 27.11.1944 München) und Hans Hutzelmann (29.5.1906 München – 15.1.1945 Zuchthaus Brandenburg-Görden)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Mitglieder der „Antinazistischen Deutschen Volksfront“ (ADV), im Widerstand Zusammenarbeit mit sowjetischen Kriegsgefangenen

Hans Hutzelmann (1906-1945) | Deutsches Historisches Museum, F60/1369

Johann Hutzelmann und Emma Holleis hatten sich Ende der 1920er-Jahre der „Arbeiter- und Bauernpartei Deutschlands (Christlich-radikale Volksfront)“ angeschlossen, welche auf christlich-sozialistischer Grundlage Nationalsozialismus und Kapitalismus bekämpfte. Wenig später engagierten sie sich auch bei der kommunistisch dominierten Roten Hilfe. Die beiden kannten sich seit 1923, hatten seit 1924 einen gemeinsamen Sohn, lebten zusammen, heirateten aber entgegen den damaligen Konventionen erst 1937.

Bereits vor Kriegsbeginn hatten sie Kontakt mit Karl Zimmet und Rupert Huber, die sich mit Flugblättern gegen den drohenden Krieg gewandt hatten. Nun sahen sie mit der Ausweitung des Krieges 1941 auch in der deutschen Bevölkerung Möglichkeiten, auf die furchtbaren Kriegsfolgen und die Aussichtslosigkeit des Krieges hinzuweisen. Über den Kommunisten Georg Jahres, Schlosser bei Krauss-Maffei, wurden Kontakte zu Oppositionellen in Münchner Betrieben hergestellt. Die Gruppe war fest organisiert und nannte sich „Antinazistische Deutsche Volksfront“ (ADV).

Wesentlich war auch die Verbindung zu einer Untergrundorganisation sowjetischer Kriegsgefangener und „Ostarbeiter*innen“, die sich in Lagern und Betrieben gebildet hatte. Ab Juli 1943 fanden in der Wohnung der Hutzelmanns in der Sendlinger Margaretenstraße geheime Treffen mit dem Kriegsgefangenen Iwan Korbukow statt, bei denen die Herstellung von Flugblättern und deren Weiterleitung in Münchner Betriebe sowie Hilfen für Kriegsgefangene verabredet wurden. Dazu zweigte z.B. Emma Hutzelmann an ihrem Arbeitsplatz bei der Firma Saumweber Fette ab, tauschte sie gegen Lebensmittel und Kleidungsstücke, um sie Kriegsgefangenen zukommen zu lassen. Auch Waffen für einen gemeinsamen Aufstand gegen die NS-Herrschaft wurden gesammelt.

Das Ehepaar wurde am 5.1.1944 festgenommen. Emma Hutzelmann gelang am 31.7.1944 die Flucht aus dem Gefängnis Stadelheim; sie hielt sich monatelang im Isartal versteckt, wurde aber bei einem Bombenangriff schwer verletzt und starb – unerkannt – im November 1944 in einer Klinik. Hans Hutzelmann wurde vom Volksgerichtshof in Berlin im Dezember 1944 zusammen mit zwei weiteren Angeklagten zum Tode verurteilt und am 15.1.1945 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Andere Gruppenmitglieder erhielten langjährige Zuchthausstrafen oder kamen noch in der Haft ums Leben. Bereits am 4.9.1944 waren im KZ Dachau 92 sowjetische Offiziere, Soldaten und Zwangsarbeiter der geheimen Organisation der Kriegsgefangenen erschossen worden.

Emma Hutzelmann (1900-1944) | Deutsches Historisches Museum, F60/1362

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt 17907.
Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 12947.
Bretschneider, Heike: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München 1933 bis 1945, München 1968.
Brodski, Efim: Die Lebenden kämpfen. Die Organisation Brüderlicher Zusammenarbeit der Kriegsgefangenen (BSW), Berlin-Ost 1968.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Hutzelmann, Emma und Hans (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/hutzelmann-emma-und-hans-379