Georg Riedmeier (3.2.1917 München – 7.3.1974 München)

Biographies
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Verfolgtes Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend

Der gelernte Friseur Georg Riedmeier war mit 14 Jahren in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) eingetreten. Über Oskar Zelger hatte er eine Verbindung mit der Widerstandsgruppe um Johann Fried. Er leistete von Juni 1934 an Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD) im Emsland. Bei einer Spindkontrolle wurde ein von ihm geschriebener Zettel gefunden: „Die jüngsten Ereignisse, Ossy [Oskar Zelger] in Urlaub [d.h. im KZ Dachau] lassen mir die Zeit im FAD lang werden. Ich möchte handeln, kämpfen, bin gezwungen, lahm zu ergehen“ (BArch, NJ 936). Er wurde daraufhin bei der Staatspolizei Hannover verhört und am 8.6.1935 verhaftet.

In der Anklageschrift wird ihm vorgeworfen, dass er auch während seiner Dienstzeit Kontakt zu ehemaligen SAJ-Mitgliedern hielt. Zelger habe ihm illegales Schrifttum zugesandt, das er an FAD-Kameraden weitergegeben habe. Das Oberlandesgericht Hamm/Westfalen verurteilte ihn im September 1936 wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis abzüglich einem Jahr und dreieinhalb Monaten Untersuchungshaft. Wegen der Jugend des Angeklagten sah das Gericht von einer Zuchthausstrafe ab. Das Gericht und die Strafanstalt Hamm befürworteten 1937 den Erlass der letzten drei Monate Haft, den die Stapoleitstelle München „vom politischen Standpunkt“ her jedoch ablehnte: „Riedmeier entstammt einer marxistisch verseuchten Familie, die ausnahmslos dem jetzigen Staate feindlich gegenübersteht. […] Es ist im Gegenteil bei seiner evt. Entlassung mit der Fortsetzung seiner marxistischen Wühlarbeit zu rechnen. […] Es ist daher auch beabsichtigt, ihn nach der Strafverbüßung zum Zwecke der Erziehung im nationalsozialistischen Sinne in Schutzhaft zu nehmen“ (BArch, NJ 936). Er wurde nach verbüßter Strafe vom 29.12.1937 bis zum 10.3.1939 im KZ Dachau mit zwei kurzzeitigen Unterbrechungen in ‚Schutzhaft‘ gehalten.

Quellen

Bundesarchiv Berlin, NJ 936.
KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 2954.
Rädlinger, Christine: Georg Riedmeier - der Weg des tapferen Mannes. Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus der Au in München, München 2018.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Riedmeier, Georg (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/riedmeier-georg-705