Magdalena Römer (21.4.1888 Utting – 14.9.1969 München)

Biographies
Verfasst von Christoph Wilker

Zeugin Jehovas, Verbreitung NS-kritischer Schriften

Magdalena Römer, um 1945 | BayHStA, LEA 30458

Die katholische Lehrertochter besuchte das Mädchenlyzeum in Frauenchiemsee und studierte an der Münchner Akademie für Tonkunst. Danach lebte sie bis 1914 in Paris. 1920 heiratete sie den Diplom-Ingenieur Georg Römer. Mit der 1926 geborenen Tochter lebten sie bis zur Weltwirtschaftskrise in großzügigen Verhältnissen in München. 1930 schloss sich Magdalena Römer der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung an. Sie blieb auch nach deren Verbot aktiv, unterstützte z. B. Zeuginnen Jehovas finanziell, deren Männer sich im Konzentrationslager befanden oder hingerichtet worden waren . Illegale Aktivitäten konnten ihr aber erst 1941 nachgewiesen werden, als in Frankfurt am Main von ihr verfasste belastende Briefe gefunden wurden. Es folgte eine Wohnungsdurchsuchung, bei der Bibelforscherschriften entdeckt wurden, die nach Auffassung der Gestapo „zum großen Teil sehr scharfe Angriffe gegen Staat und Partei“ (StAM StAnW 11253) enthielten. 1942 wurde Magdalena Römer vom Sondergericht München zu fünfzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Ihr Mann konnte für sie Haftunterbrechungen erreichen, die sie erneut zur Verbreitung von illegal hergestellten Flugschriften der Zeugen Jehovas nutzte. Weil sie der Gestapo Auskünfte verweigerte, wurde sie 1943 in Einzelhaft genommen. Erst zu Kriegsende 1945 kam sie nach mehr als zweieinhalb Jahren Haft wieder frei. 1947 sagte sie im Rahmen eines Spruchkammerverfahrens gegen den früheren Gestapo-Beamten Grimm aus, der auch gegen andere Zeugen Jehovas brutal vorgegangen war.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 30458.
Staatsarchiv München, StAnW 11253.Nerdinger, Winfried/Wilker, Christoph (Hg.): Die Verfolgung der Zeugen Jehovas in München 1933-1945, München-Berlin 2018.
Detjen, Marion: „Zum Staatsfeind ernannt“. Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München, München 1998, S.250-252.

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Römer, Magdalena (publiziert am 23.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/roemer-magdalena-710