Ausstellung

Tell me about yesterday tomorrow

28. Nov. 2019 bis 18. Okt. 2020

Das NS-Dokumentationszentrum München zeigt in seiner neuen Ausstellung Tell me about yesterday tomorrow zeitgenössische Kunstwerke von 46 internationalen Künstler*innen. Im Zentrum der Arbeiten steht die Auseinandersetzung mit der Deutung von Vergangenheit und deren Anknüpfung an unsere Gegenwart. Der Ort der Ausstellung – die Kunstwerke werden in der Ausstellung München und der Nationalsozialismus sowie im gesamten Haus gezeigt – bringt zeitgenössische Kunst in einen Dialog mit der Erinnerungsarbeit des NS-Dokumentationszentrums München. Tell me about yesterday tomorrow erweitert die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte um internationale Perspektiven, öffnet den Blick auf globale Lebensrealitäten und erzählt in vielgestaltigen Bildern von Vergangenem und Zukünftigem.

„Es geht darum, in welchem Verhältnis die Vergangenheit zur Zukunft steht. Welche neuen Formen des Zugangs zu Geschichte braucht es, wenn die Lebensrealitäten der gegenwärtigen Gesellschaft immer mehr entkoppelt sind, von dem, was in der Vergangenheit passiert ist“, fasst der künstlerische Leiter Nicolaus Schafhausen die Intention der Ausstellung zusammen.

Die Künstler*innen unterschiedlicher Generationen widmen sich in ihren Arbeiten einer Vielzahl von Themen: dem Wiedererstarken von Nationalismus, Rassismus oder Antisemitismus, der gewaltvollen Ausbeutung von Mensch und Natur, den kulturellen wie politischen Auswirkungen von Krieg, Unterdrückung und Trauma sowie der Darstellung nationaler Mythen. Bei der Auswahl handelt es sich sowohl um 18 neue Arbeiten aus den vergangenen dreißig Jahren, als auch um künstlerische Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Bandbreite der eingesetzten Medien reicht von Malerei, Zeichnung und Fotografie, über Installation, Video bis hin zu Performance.

Mit der Ausstellung betreten sowohl das NS-Dokumentationszentrum München als auch der Kurator Nicolaus Schafhausen Neuland an der Schnittstelle von Kunst und Geschichtswissenschaft. In enger Zusammenarbeit der beiden Disziplinen ist keine abgeschlossene, lineare Abhandlung entstanden, sondern ein komplexes Bild vergangener wie aktueller Wirklichkeiten. Die Ausstellung zielt nicht auf Vollständigkeit, sondern auf Vielstimmigkeit, wobei bewusst Raum offen bleibt, um weitere Erzählungen und Deutungen einzubringen. Im Kontrast zur chronologischen, wissensbetonten Ausstellung München und der Nationalsozialismus bietet Tell me about yesterday tomorrow Raum für individuelle Zugänge und Aneignungen. Mit ästhetischen Mitteln werden Denk- und Diskussionsräume geöffnet, die unser Empfinden, unsere Überzeugungen, Gewohnheiten und unser Handeln, hinterfragen.

Dazu Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums: „Vor diesem Hintergrund und aus der Dringlichkeit der Situation, betritt ‚Tell me about yesterday tomorrow‘ Neuland. Diese Ausstellung ist – von den ersten Überlegung an – ein ungewöhnliches Projekt, das uns an die Grenzen zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft führt und aufruft zum Gespräch zwischen diesen unterschiedlichen Welten, zum Aktivismus jenseits der ‚comfort zone‘ der eigenen Expertise.“

Tell me about yesterday tomorrow ist mehr als nur eine Ausstellung. Zu dem Projekt gehören außerdem eine Assembly und eine Publikation, die 2020 umgesetzt werden. Ein Veranstaltungsprogramm aus Rundgängen Gesprächen, Lesungen und Vorträgen flankiert das Projekt zusätzlich. Das Projekt Tell me about yesterday tomorrow wird von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.

Künstler*innen: Lawrence Abu Hamdan, Heba Y. Amin, Kader Attia, Sammy Baloji, Michal BarOr, Cana Bilir-Meier, Ayzit Bostan, Mohamed Bourouissa, Andrea Büttner, Keren Cytter, Brenda Draney, Loretta Fahrenholz, Sirah Foighel Brutmann & Eitan Efrat, Aslan Ġoisum, Ydessa Hendeles, Arthur Jafa, Sebastian Jung, Brian Jungen, Leon Kahane, Annette Kelm, Baseera Khan, Ken Lum, Paweł Kowalewski, Else Lasker-Schüler, Jumana Manna, Paula Markert, Michaela Meise, Michaela Melián, Kent Monkman, Artur (Stefan) Nacht-Samborski, Olaf Nicolai, Emil Nolde, Marcel Odenbach, Emeka Ogboh, Trevor Paglen, Harald Pickert, Joanna Piotrowska, Jon Rafman, Willem de Rooij, Cemile Sahin, Mira Schendel, Gregor Schneider, Hito Steyerl, Diamond Stingily, Rosemarie Trockel, Želimir Žilnik