Enclosure XLI, 2019
Enclosure XLII, 2019
Silbergelatine Handabzüge, je 130 x 160 cm
Zwei großformatige Fotografien zeigen Gehege des Münchner Tierparks Hellabrunn. Es sind keine Tiere zu sehen, doch ihre Anwesenheit wird suggeriert: hier die Andeutung der Glasscheibe, durch die hindurch Besucher*innen auf die Zootiere blicken, dort ein zurückgelassenes Spielzeug, das auch zu einem Menschen gehören könnte. Die Behausungen sind von Menschen gemachte, nicht von Tieren selbst gewählte. Piotrowskas Bilder muten wie Zeugnisse einer vergangenen Zeit an. Enclosure XLII zeigt das Gehege eines Eisbären, heute eine der am stärksten gefährdeten Tierarten weltweit. In den Fotografien drückt sich eine Vergänglichkeit aus, die an unsere Verantwortung gegenüber anderen Lebewesen appelliert. Sie sprechen auch eine soziale Identität des Menschen an, die in der Geschichte immer wieder tief erschüttert wurde. Gesteuert von einer rassistischen Ideologie, suchten die Nationalsozialisten gewaltvoll die Grenze zwischen denen, die zur Gattung Mensch gehören sollten, und jenen, die davon auszuschließen waren, neu zu ziehen. Piotrowskas leerstehende Gehege erinnern so auch daran, dass jedem Zusammenleben Ordnungssysteme zugrunde liegen, die bestimmten Ideologien folgen.