KZ-Gedenkstätte Dachau am 9. August 2019
Zeichnungen, 2019
Bleistift auf Papier, 190 x 140 cm
KZ-Gedenkstätte Buchenwald am 16. Oktober 2019
Zeichnungen, 2019
Bleistift auf Papier, 223 x 41 cm
Besorgte Bürger
Zeichnungen, 2018
Bleistift auf Papier, 100 x 140 cm
Rechtsextremer Anschlag in Halle am 9. Oktober 2019
Zeichnungen nach dem Video des Täters, 2019
Bleistift auf Papier, 157 x 118 cm
Sebastian Jung beobachtete 2018 die Großdemonstrationen in Chemnitz, die er in der Arbeit Besorgte Bürger in flüchtigen, schlichten Zeichnungen festhielt. Beinahe kindlich wirken seine hastig festgehaltenen Dokumentationen von jenen Bürger*innen, die, wie ironisch im Titel angesprochen, von ‚Besorgnis‘ getrieben sind. Der minimalistische Zeichenstil gibt die Gemütszustände der Demonstrierenden zugespitzt wieder. Der Künstler interessiert sich für die emotionale Mobilisierung von Massen, getragen von einer politischen Rhetorik, die allzu simple Feindbilder schürt. Er porträtiert weniger die individuellen Personen, die er in verzerrter und überzogener Weise darstellt, sondern möchte deren Emotionen vermitteln, die ihm in der Situation begegnet sind. Aufgewachsen in Winzerla, jener zu Jena gehörenden Plattenbausiedlung, die als Radikalisierungsort der drei rechtsterroristischen NSU-Mitglieder bekannt wurde, begab sich Jung vor Ort auf Spurensuche und verfolgte zeichnerisch den Prozess gegen den NSU vor dem Oberlandesgericht München (OLG). Diese Beobachtungen hat er zu einem Reliefentwurf für die Außenfassade des Strafjustizzentrums an der Nymphenburger Straße weiterentwickelt, wo das Hauptverfahren stattgefunden hat. Darüber hinaus besuchte Jung die KZ- Gedenkstätten Dachau und Buchenwald und fertigte neue Arbeiten an. Während er in Dachau festhielt, wie heutige Besucher*innen diesen Erinnerungsort erfahren und sich dort bewegen, interessierte er sich in Buchenwald für den Ort selbst und die Veränderungen seiner Gestalt. Ein weiterer neuer Zyklus reagiert auf den Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale) am 9. Oktober 2019. Jung verarbeitete hier zeichnerisch das vom Täter ins Netz gestellte Video.