Theater

Erich Mühsam: Die Freivermählten Mit Joscha Baltha, Fatima Dramé, Isabell Antonia Höckel, Moritz Nebenführ, Ruby Ann Rawson, Lennart Boyd Schürmann, Mervan Malwin Ürkmez

4. April 2023 | 11.00 Uhr

© BRUCH

Erich Mühsam (1878-1934) hat bis zu seiner Ermordung im KZ Oranienburg als Autor, Herausgeber und politischer Organisator viele Genres und Tätigkeitsfelder durchwandert und dabei mit Humor und kritischem Geist an einer Erweiterung der engen bürgerlichen und reaktionären Korsette gewoben. Skeptisch gegenüber allen zentralisierenden Kräften, auch denen des rationalen Diskurses, inszenierte Mühsam den freudvollen Charakter reflexiver Aporien auf der Suche nach anderen Beziehungsweisen. Die Bibliografie des Schriftstellers beginnt 1903 mit der Veröffentlichung seines Pamphlets Die Homosexualität. Ein Beitrag zur Sittengeschichte unserer Zeit, eine Streitschrift gegen den § 175 StGB, der sexuelle Handlungen zwischen ‚Personen männlichen Geschlechts‘ noch bis zu dessen erst 1994 erfolgten Streichung kriminalisierte. Im Jahr seiner Ankunft in Schwabing schrieb Mühsam mit Die Freivermählten (1909) ein polemisches Thesenstück über ‚rote Liebe‘ und die Kluft zwischen Theorie und Praxis emanzipatorischer Beziehungsmodelle.

Die zwischen Theater und bildender Kunst tätige Gruppe BRUCH übersetzt Mühsams Stück nun als ortsspezifische Arbeit für das Tanzcafé Maratonga am Wiener Platz in Haidhausen, wo es am 3. April um 20.00 Uhr unter dem Titel EROS (encore) uraufgeführt wird.

Im Rahmen der Ausstellung TO BE SEEN. queer lives 1900–1950 präsentiert BRUCH am 4. April im NS-Dokumentationszentrum eine Lektüre des Stückes in ungekürzter Originalfassung.