Film

Alices Buch: Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten

5. Sept 2022 | 19.00 Uhr

Filmstill aus Das Buch Alice: Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten, 2021 © Atelier8

Der Dokumentarfilm Alices Buch: Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten basiert auf dem gleichnamigen Buch von Karina Urbach und erzählt die Geschichte einer jüdischen Köchin in Wien, die unter dem NS-Regime die Rechte an ihrem Kochbuch-Bestseller verlor.

In den 1930er Jahren war Alice Urbach eine erfolgreiche Konditorin in Wien, mit einem Bestseller und einer eigenen Kochschule. Nach dem deutschen Anschluss Österreichs 1938 musste sie wie so viele andere Jüdinnen*Juden das Land verlassen. Sie floh nach England und verbrachte die Kriegsjahre damit, sich um jüdische Flüchtlingskinder in einem Heim im Lake District zu kümmern. Währenddessen wurde ihr jüngerer Sohn in Dachau inhaftiert, und ihr älterer Sohn, der bereits in die Vereinigten Staaten ausgewandert war, wurde Geheimdienstmitarbeiter im Kampf gegen die Nationalsozialisten. Als Alice Ende der 1940er Jahre in die Ruinen von Wien zurückgekehrt war, entdeckte sie, dass ihr Buch So kocht man in Wien! unter dem Namen Rudolf Roesch veröffentlicht wird. Ihr Verleger weigerte sich, ihr die Rechte zurückzugeben. Sie gab die Hoffnung auf und wanderte in die Vereinigten Staaten aus, um dort einen Neuanfang zu wagen. In San Francisco eröffnete sie eine Wiener Konditoreischule und trat im US-Fernsehen auf. Ihr Traum, ihr Kochbuch unter ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen, blieb bis zu ihrem Tod 1983 unerfüllt.

Achtzig Jahre später begab sich Alice Enkelin, Karina Urbach, auf die Spuren ihrer Familiengeschichte. In Archiven in Wien, München und Großbritannien fand sie Briefe, alte Verträge, Audio- und Videodateien und stieß dabei auf ein bislang unbekanntes NS-Verbrechen: Deutsche Verlage publizierten Werke jüdischer Sachbuchautor*innen unter falschen Namen, darunter den Kochbuch-Besteller von ihrer Großmutter. Ein Unrecht, das bis heute weiter besteht, und in dem Dokumentarfilm erstmals thematisiert wird.

Im Anschluss an die Filmvorführung spricht die Historikerin und Schriftstellerin Karina Urbach mit der Produzentin Anna Schwarz (Atelier8) über die Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte und die Entstehung des Films.