Performance

Up the hill Performance des Erinnerungsprojekts Always remember. Never forget: München-Kaunas

3. Nov 2023 | 19.30 Uhr

Das litauisch-deutsche Ensemble auf dem ‚Weg des Todes‘ in der Gedenkstätte Fort IX Kaunas | © CultureClouds e.V.

Vom München nach Kaunas, diesen Weg haben zwölf junge Menschen aus München unter der künstlerischen Leitung von Dorothee Janssen und Julian Monatzeder im Rahmen des Projekts München – Kaunas angetreten. Ihr Ziel war es, den Spuren der Münchner Jüdinnen*Juden zu folgen, die vom ‚Judenlager‘ in der Knorrstrasse in das Fort IX in Kaunas deportiert wurden. Begleitet und inhaltlich betreut wurde die Gruppe vom Historiker Thomas Rink vom NS-Dokumentationszentrum. Up the hill, hinauf zum Fort IX in Kaunas, mussten die etwa 1000 Kinder, Frauen und Männer aus München, die am 20.11.1941 in den Zug stiegen und wenige Tage später in Kaunas ermordet wurden. Den Hügel hinauf zum Fort IX und in den Tod mussten auch etwa 30.000 Jüdinnen*Juden aus dem Ghetto Kaunas, die in wiederholten ‚Aktionen‘ im Ghetto festgenommen und zur Erschießungsstätte geschickt wurden.

Ihre Geschichte, die vielen Menschen in München und Kaunas unbekannt ist, will das Ensemble erzählen. Um vergessene Orte und Ereignisse wieder ins Bewusstsein zu rufen, haben die Beteiligten historisches Material künstlerisch bearbeitet. Die jungen Künstler*innen aus München konnten in Kaunas zusammen mit 19 litauischen Jugendlichen aus verschiedenen Schulen zur Geschichte ihrer Stadt während der NS-Herrschaft forschen, Menschen in Litauen und ihre Erinnerungen an die NS-Zeit kennenlernen und die historischen Orte körperlich erfahren: das Fort IX, das ehemalige Ghetto Kaunas und den Democratú Square, wo 1943 die ‚Große Aktion‘, eine vor aller Augen stattfindende Massenselektion stattfand.

Die jungen Menschen beider Länder setzten sich mit Zeitzeugenberichten auseinander und entwickelten daraus Choreografien, Szenen und Liedtexte. Original-Aufnahmen des Ghetto-Orchesters bearbeiteten sie zu neuen Musik-Kompositionen. Sie spürten vergessene Orte auf und machten diese durch performative Interventionen im Stadtraum sichtbar. Dem aktuellen Stadtbild fügten sie durch Film und Illustration historische Informationen hinzu.


Mehr über das Projekt Always remember. Never forget

Das Tanz-Theater-Projekt Always remember. Never forget widmet sich in Zusammenarbeit mit Culture Couds e.V. seit 2015 in verschiedenen Projekten einer lebendigen Erinnerungskultur. Im Zentrum steht dabei der Versuch, Erinnerung im öffentlichen Raum durch körperliche Präsenz und Performance sichtbar zu machen. Das Projekt möchte jungen Menschen mit verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen Räume öffnen, in denen sie eigene Zugänge und Herangehensweisen für eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus finden können.

Ein Ensemble aus Menschen unterschiedlichen Alters, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Begabung, Beeinträchtigung oder Glaubensrichtung, beschäftigt sich künstlerisch mit der Zeit des Nationalsozialismus. Die Projektleiter:innen im Auftrag von CultureClouds e.V. sind Dorothee Janssen, Choreografin und Tanzpädagogin, und Julian Monatzeder, Theaterregisseur und Filmemacher. Beide arbeiten schon seit einigen Jahren zum Thema Erinnerungsarbeit mit künstlerischen Mitteln. Inhaltlich begleitet wird das Projekt von dem Historiker Thomas Rink vom NS-Dokumentationszentrum München. Die beteiligten Jugendlichen kommen aus verschiedenen Schulformen und Klassen (u.a. Gymnasium, Berufsschule, Mittelschule) und können sich freiwillig und unabhängig für eine Teilnahme entscheiden.