Mit Fotografien, Dokumenten und Texten sowie Filmprojektionen und Medienstationen zeigt die Ausstellung wie der NS-Staat und dessen Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik funktionierte, aber auch mit welchen Angeboten und Lockungen er sich eine breite Unterstützung in der Bevölkerung sicherte. Ausgewählte Biografien von Täter*innen, Opfern und Mitläufer*innen sowie Menschen, die Widerstand geleistet haben, beleuchten deren Motive und Handlungsspielräume. Der Zweite Weltkrieg hatte Auswirkungen auf ganz Europa: Die Ausstellung nimmt die Situation in München und auch die Beteiligung von Münchner*innen an NS-Verbrechen in den besetzten Gebieten in den Blick. Schließlich führt die Ausstellung über den Zusammenbruch des Regimes 1945 hinaus und blickt auf die Nachgeschichte des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart.
Ursprung und Aufstieg der NS-Bewegung in München | 1918 - 1933
Welche Ursachen und besonderen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen haben den Aufstieg der NSDAP in München nicht nur ermöglicht, sondern geradezu begünstigt? Wie wurde aus der scheinbar unbedeutenden NS-Bewegung eine führende Massenpartei?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich der erste Teil der Ausstellung: Er beginnt mit dem Ersten Weltkrieg, der Rätezeit und der darauffolgenden Gegenrevolution in München und Bayern. Neben den Anfängen der politischen Karriere Adolf Hitlers und der Gründung der NSDAP schildert die Ausstellung die völkisch-antisemitischen Münchner Kreise, die der Nährboden der rechtsextremen Bewegung und Ideologie waren. Diesem reaktionären Milieu stand in den 1920er Jahren aber auch ein ‚anderes‘, liberales und demokratisches München gegenüber. Weitere Schwerpunkte sind Adolf Hitlers gescheiterter Putsch vom 9. November 1923, der Neuaufbau der NSDAP ab 1925, ihr Aufstieg zur stärksten Partei in der Weltwirtschaftskrise, die Machteroberung 1933 und der darauffolgende Ausbau Münchens zur ‚Hauptstadt der Bewegung‘.
Herrschaft und Gesellschaft im Nationalsozialismus | 1933 - 1939
Wie konnten die Nationalsozialist*innen ihre Macht sichern? Der zweite Abschnitt der Ausstellung geht auf die systematische Zerstörung der rechtsstaatlichen und demokratischen Strukturen ein. Damit verbunden war die Errichtung einer mit Gewalt, Willkür und Terror regierenden Diktatur.
Die nationalsozialistische Vorstellung einer ‚Volksgemeinschaft‘ hatte zwei Seiten, die sich gegenüberstanden und gegenseitig bedingten: Zum einen die Ausgrenzung und Verfolgung von politischen Gegner*innen und Menschen, die nicht der Rassenideologie des Nationalsozialismus entsprachen. Zum anderen der vom Wegschauen, Zuschauen und Mitmachen geprägte Alltag der Mehrheit der Münchner*innen. Zwar gab es in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen durchaus Widerstand, etwa innerhalb der Arbeiterbewegung oder der Kirche, doch die Wenigsten setzten ihre ablehnende Haltung in Taten um. Wer Widerstand leistete, wurde mit äußerster Härte bestraft.
Der Nationalsozialismus durchdrang mit der Zeit nahezu alle Lebensbereiche, auch Kunst, Kultur und Wissenschaft. München wurde ‚Hauptstadt der Deutschen Kunst‘ und die kulturelle Vielfalt der Moderne als ‚entartet‘ geächtet. Das öffentliche Leben war mehr und mehr geprägt von einem nationalsozialistischen Kult, der vor allem im Parteiviertel rund um den Königsplatz inszeniert wurde.
Die außenpolitischen Ambitionen des Regimes wuchsen und das ‚Münchener Abkommen’ regelte den Anschluss des Sudetenlandes. Die Gewalt im Inneren eskalierte und mündete in die Deportation und Ermordung von Jüdinnen*Juden, Sinti*zze und Rom*nja sowie die Krankenmorde des NS-‚Euthanasie‘-Programms.
München und der Krieg | 1939 - 1945
Im folgenden Ausstellungsabschnitt stehen die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs im Fokus – vom Kriegsbeginn bis zum Zusammenbruch des Regimes. Die Ausstellung berichtet von den Verbrechen, an denen Münchner Soldaten und Polizisten im Kriegseinsatz beteiligt waren und vom Kriegsalltag in der Stadt, sowohl für die ‚deutsche‘ Bevölkerung als auch für die Verfolgten und Diskriminierten. Nicht zu übersehen waren die weit über 100.000 Menschen, die aus den besetzten Gebieten zur Zwangsarbeit nach München verschleppt wurden. Ihre Arbeitskraft wurde in fast allen Wirtschaftsbereichen – vor allem in der Rüstungsindustrie – rücksichtlos ausgebeutet.
Im Kriegsverlauf verschärfte der NS-Staat die Verfolgung jeglicher Opposition drastisch. Einzelne Widerstandsaktionen und Akte ‚zivilen Ungehorsams‘ bezeugen, dass es möglich war, angesichts des Unrechts Zeichen der Menschlichkeit zu setzen. Wer aktiv Widerstand leistete, ging jedoch ein großes Risiko ein. Besonders in der von grausamem Terror geprägten Endphase des Regimes wurden nicht wenige Oppositionelle, wie die Angehörigen der Widerstandsgruppe Weiße Rose, für ihre Taten zum Tode verurteilt und hingerichtet. Erst mit dem Einmarsch der US-Armee in München am 30. April 1945 brach das NS-Regime endgültig zusammen.
Auseinandersetzung mit der NS-Zeit | 1945 bis heute
Der letzte Teil der Ausstellung widmet sich der Zeit nach 1945. Entnazifizierung und Demokratisierung markierten den Neubeginn und Wiederaufbau nach dem verlorenen Krieg. Die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen war zögerlich und vielfach unzureichend, wie die Ausstellung an Beispielen aufzeigt. Das Schuldbewusstsein der meisten Deutschen hielt sich in Grenzen und die eigene Mitverantwortung wurde verleugnet und verdrängt.
Kamen die Täter*innen vor Gericht, durften sie meist mit milden Strafen rechnen. Dennoch gelang der demokratische Neubeginn in Stadtrat, Landesverfassung und Medien. Aber personelle Kontinuitäten überschatteten in vielen Bereichen den Neuanfang. Die Ausstellung thematisiert sowohl die Erfolge als auch die Lücken der ‚Wiedergutmachung‘ und die fortdauernde Diskriminierung vieler Opfer des NS-Terrors. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit bewegte sich noch lange nach 1945 zwischen Aufarbeitung, Kontinuität und Verdrängung.
Dies thematisiert die Ausstellung auch am Stadtbild, aus dem die Spuren der NS-Zeit weitgehend entfernt wurden oder – wie das Beispiel der ‚Ehrentempel’ zeigt – buchstäblich ‚Gras darüber wuchs’. Erst in den 1980er Jahren engagierten sich mehr und mehr Bürger*innen gegen Vergessen und Verdrängung und setzten sich für eine lebendige Erinnerungskultur ein. Doch obwohl Rechtsextremismus und Antisemitismus seit 1945 gesellschaftlich geächtet werden, lebt dieses Gedankengut fort und mündet in politische Terrorakte und Gewalttaten, wie beispielweise 1980 in das Oktoberfestattentat oder Anfang der 2000er Jahre in die Morde der rechtsextremen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU).