Drei bewaffnete amerikanische Soldaten tragen ein Ortsschild mit der Aufschrift „Hauptstadt der Bewegung München“ und einem Einschussloch.

Einmarsch der amerikanischen Soldaten in München, 1945 | © Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

München und der National­sozialismus Ausstellung

Als Gründungsort der NSDAP ist München wie keine andere Stadt mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden. Unsere Ausstellung München und der Nationalsozialismus dokumentiert die NS-Geschichte der Stadt.

Woher kommen der Nationalsozialismus und seine Ideologie?

Wie kam Adolf Hitler, der Führer einer antidemokratischen und rassistischen Partei, an die Macht? Warum scheiterte die Demokratie? Was führte zu Ausgrenzung, Krieg und Massenmord? Kann man aus der Katastrophe des Nationalsozialismus lernen? Diese Fragen beschäftigen Historiker*innen seit Jahrzehnten. Sie sind nach wie vor ebenso aktuell wie wichtig. Sie gehen uns alle etwas an.

Wer nach Antworten sucht, kann sie in München finden, wo der Nationalsozialismus entstanden ist. Das NS-Dokumentationszentrum setzt sich mit der Vergangenheit Münchens auseinander und erklärt den Nationalsozialismus am historischen Ort.


Warum München?

Auf rund 1000 qm vermittelt die Ausstellung München und der Nationalsozialismus fundiertes historisches Wissen über die Gründung und den Aufstieg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in München, die besondere Rolle der Stadt im Terrorsystem der Diktatur und den schwierigen Umgang mit dieser Vergangenheit seit 1945. Sie wirft dabei die Frage auf: „Was hat das mit mir zu tun?".


Geschichte trifft auf Gegenwart

Wechselnde künstlerische Interventionen und Ausstellungen eröffnen neue Perspektiven auf die Geschichte und greifen aktuelle gesellschaftspolitische Themen vor dem historischen Hintergrund auf.

Infos

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 19.00 Uhr

Eintritt kostenfrei

Sprachen
Die Ausstellung ist zweisprachig auf Deutsch und Englisch

Alle Infos zum Besuch

Themen der Ausstellung

Mit Fotografien, Dokumenten und Texten sowie Filmprojektionen und Medienstationen zeigt die Ausstellung wie der NS-Staat und dessen Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik funktionierte, aber auch mit welchen Angeboten und Lockungen er sich eine breite Unterstützung in der Bevölkerung sicherte. Ausgewählte Biografien von Täter*innen, Opfern und Mitläufer*innen sowie Menschen, die Widerstand geleistet haben, beleuchten deren Motive und Handlungsspielräume. Der Zweite Weltkrieg hatte Auswirkungen auf ganz Europa: Die Ausstellung nimmt die Situation in München und auch die Beteiligung von Münchner*innen an NS-Verbrechen in den besetzten Gebieten in den Blick. Schließlich führt die Ausstellung über den Zusammenbruch des Regimes 1945 hinaus und blickt auf die Nachgeschichte des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart.


Ursprung und Aufstieg der NS-Bewegung in München | 1918 - 1933

Welche Ursachen und besonderen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen haben den Aufstieg der NSDAP in München nicht nur ermöglicht, sondern geradezu begünstigt? Wie wurde aus der scheinbar unbedeutenden NS-Bewegung eine führende Massenpartei?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich der erste Teil der Ausstellung: Er beginnt mit dem Ersten Weltkrieg, der Rätezeit und der darauffolgenden Gegenrevolution in München und Bayern. Neben den Anfängen der politischen Karriere Adolf Hitlers und der Gründung der NSDAP schildert die Ausstellung die völkisch-antisemitischen Münchner Kreise, die der Nährboden der rechtsextremen Bewegung und Ideologie waren. Diesem reaktionären Milieu stand in den 1920er Jahren aber auch ein ‚anderes‘, liberales und demokratisches München gegenüber. Weitere Schwerpunkte sind Adolf Hitlers gescheiterter Putsch vom 9. November 1923, der Neuaufbau der NSDAP ab 1925, ihr Aufstieg zur stärksten Partei in der Weltwirtschaftskrise, die Machteroberung 1933 und der darauffolgende Ausbau Münchens zur ‚Hauptstadt der Bewegung‘.


Herrschaft und Gesellschaft im Nationalsozialismus | 1933 - 1939

Wie konnten die Nationalsozialist*innen ihre Macht sichern? Der zweite Abschnitt der Ausstellung geht auf die systematische Zerstörung der rechtsstaatlichen und demokratischen Strukturen ein. Damit verbunden war die Errichtung einer mit Gewalt, Willkür und Terror regierenden Diktatur.

Die nationalsozialistische Vorstellung einer ‚Volksgemeinschaft‘ hatte zwei Seiten, die sich gegenüberstanden und gegenseitig bedingten: Zum einen die Ausgrenzung und Verfolgung von politischen Gegner*innen und Menschen, die nicht der Rassenideologie des Nationalsozialismus entsprachen. Zum anderen der vom Wegschauen, Zuschauen und Mitmachen geprägte Alltag der Mehrheit der Münchner*innen. Zwar gab es in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen durchaus Widerstand, etwa innerhalb der Arbeiterbewegung oder der Kirche, doch die Wenigsten setzten ihre ablehnende Haltung in Taten um. Wer Widerstand leistete, wurde mit äußerster Härte bestraft.

Der Nationalsozialismus durchdrang mit der Zeit nahezu alle Lebensbereiche, auch Kunst, Kultur und Wissenschaft. München wurde ‚Hauptstadt der Deutschen Kunst‘ und die kulturelle Vielfalt der Moderne als ‚entartet‘ geächtet. Das öffentliche Leben war mehr und mehr geprägt von einem nationalsozialistischen Kult, der vor allem im Parteiviertel rund um den Königsplatz inszeniert wurde.

Die außenpolitischen Ambitionen des Regimes wuchsen und das ‚Münchener Abkommen’ regelte den Anschluss des Sudetenlandes. Die Gewalt im Inneren eskalierte und mündete in die Deportation und Ermordung von Jüdinnen*Juden, Sinti*zze und Rom*nja sowie die Krankenmorde des NS-‚Euthanasie‘-Programms.


München und der Krieg | 1939 - 1945

Im folgenden Ausstellungsabschnitt stehen die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs im Fokus – vom Kriegsbeginn bis zum Zusammenbruch des Regimes. Die Ausstellung berichtet von den Verbrechen, an denen Münchner Soldaten und Polizisten im Kriegseinsatz beteiligt waren und vom Kriegsalltag in der Stadt, sowohl für die ‚deutsche‘ Bevölkerung als auch für die Verfolgten und Diskriminierten. Nicht zu übersehen waren die weit über 100.000 Menschen, die aus den besetzten Gebieten zur Zwangsarbeit nach München verschleppt wurden. Ihre Arbeitskraft wurde in fast allen Wirtschaftsbereichen – vor allem in der Rüstungsindustrie – rücksichtlos ausgebeutet.

Im Kriegsverlauf verschärfte der NS-Staat die Verfolgung jeglicher Opposition drastisch. Einzelne Widerstandsaktionen und Akte ‚zivilen Ungehorsams‘ bezeugen, dass es möglich war, angesichts des Unrechts Zeichen der Menschlichkeit zu setzen. Wer aktiv Widerstand leistete, ging jedoch ein großes Risiko ein. Besonders in der von grausamem Terror geprägten Endphase des Regimes wurden nicht wenige Oppositionelle, wie die Angehörigen der Widerstandsgruppe Weiße Rose, für ihre Taten zum Tode verurteilt und hingerichtet. Erst mit dem Einmarsch der US-Armee in München am 30. April 1945 brach das NS-Regime endgültig zusammen.


Auseinandersetzung mit der NS-Zeit | 1945 bis heute

Der letzte Teil der Ausstellung widmet sich der Zeit nach 1945. Entnazifizierung und Demokratisierung markierten den Neubeginn und Wiederaufbau nach dem verlorenen Krieg. Die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen war zögerlich und vielfach unzureichend, wie die Ausstellung an Beispielen aufzeigt. Das Schuldbewusstsein der meisten Deutschen hielt sich in Grenzen und die eigene Mitverantwortung wurde verleugnet und verdrängt.

Kamen die Täter*innen vor Gericht, durften sie meist mit milden Strafen rechnen. Dennoch gelang der demokratische Neubeginn in Stadtrat, Landesverfassung und Medien. Aber personelle Kontinuitäten überschatteten in vielen Bereichen den Neuanfang. Die Ausstellung thematisiert sowohl die Erfolge als auch die Lücken der ‚Wiedergutmachung‘ und die fortdauernde Diskriminierung vieler Opfer des NS-Terrors. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit bewegte sich noch lange nach 1945 zwischen Aufarbeitung, Kontinuität und Verdrängung.

Dies thematisiert die Ausstellung auch am Stadtbild, aus dem die Spuren der NS-Zeit weitgehend entfernt wurden oder – wie das Beispiel der ‚Ehrentempel’ zeigt – buchstäblich ‚Gras darüber wuchs’. Erst in den 1980er Jahren engagierten sich mehr und mehr Bürger*innen gegen Vergessen und Verdrängung und setzten sich für eine lebendige Erinnerungskultur ein. Doch obwohl Rechtsextremismus und Antisemitismus seit 1945 gesellschaftlich geächtet werden, lebt dieses Gedankengut fort und mündet in politische Terrorakte und Gewalttaten, wie beispielweise 1980 in das Oktoberfestattentat oder Anfang der 2000er Jahre in die Morde der rechtsextremen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU).

Blick auf den historischen Ort

Die großen Fenster ermöglichen den Blick auf Gebäude und bauliche Überreste aus der NS-Zeit, die das NS-Dokumentationszentrum umgeben, wie beispielsweise den ehemaligen ‚Führerbau‘ und die Sockel der NS-‚Ehrentempel‘. Die authentischen und historischen Orte werden so zu einem Teil der Ausstellung.

Durch die großen Fenster blickt man auf den Max-Mannheimer-Platz, einen Sockel der ‚Ehrentempel’ und den Königsplatz.

Blick aus der Ausstellung in Richtung Königsplatz mit Videoprojektion historischer Aufnahmen | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Die Ausstellung mit viel oder wenig Zeit besuchen

Für einen Rundgang anhand der 33 großformatigen Schwerpunkttafeln benötigt man circa 1,5 Stunden. Sie bieten einen chronologisch aufgebauten Überblick über die wichtigsten Themen der NS-Geschichte Münchens. Wer mehr Zeit mitbringt, findet an den Leuchttischen weitere Inhalte, um verschiedene Themen zu vertiefen.

Fünf Jugendliche stehen vor einem der Leuchttische in der Ausstellung.

Besucher*inenn in der Ausstellung | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Blick in die Ausstellung

Personen blicken auf einen Tisch mit Ausstellungstexten, Bildern und Dokumenten.

Besucher*innen in der Ausstellung | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Mehrere Personen blicken auf einen Tisch mit Ausstellungstexten, Bildern und Dokumenten.
Drei Jugendliche sitzen und stehen vor einer großen Ausstellungstafel.
Mehrere Menschen betrachten links und rechts angeordnete Ausstellungstafeln.
: Blick von oben auf zwei Personen, die vor einem Ausstellungstisch mit Texten und Bildern stehen.
Zwei Personen stehen vor einer Ausstellungstafel zum Thema Entnazifizierung.
Ein langer Korridor. Links und rechts hängen beleuchtete Ausstellungstafeln mit Texten und Bildern.

Blick in die Ausstellung | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

 

In einem Ausstellungsraum befinden sich beleuchtete Ausstellungstische und Ausstellungstafeln mit Texten und Bildern sowie eine Videoprojektion mittig an der Wand.

Kommende Veranstaltungen

Für Gruppen

Wir freuen uns über den Besuch von Schulklassen und Gruppen und bitten dafür um kurze Voranmeldung. Wir bieten eine Vielzahl von Rundgängen, Seminare und Workshops für unterschiedliche Zielgruppen an, die individuell gebucht werden können. Alle Angebote sind für Schulklassen kostenfrei.

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Individuelle Recherche im Lernforum

Die Geschichte des Nationalsozialismus individuell recherchieren und das Wissen zu ausgewählten Themen vertiefen? Das geht mit den umfangreichen Angeboten in unserem Lernforum. Hier können sich Einzelbesucher*innen und Gruppen mit allen Inhalten der Ausstellung München und der Nationalsozialismus sowie weiteren Themen an vier Medientischen, Recherchestationen und einer Präsenzbibliothek näher befassen

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Katalog und Kurzführer

Unser Katalog umfasst die Texte und Bilder der Ausstellung sowie 23 begleitende Aufsätze von renommierten Historiker*innen. Damit ist er zugleich eine illustrierte Geschichte des Dritten Reichs.

Zudem bieten wir einen Kurzführer in elf Sprachen an, sowie ein Begleit-Buch in Leichter Sprache, die die Inhalte der Ausstellung in Kurzform zusammenfassen.

Alle unsere Publikationen können an der Infotheke erworben werden.

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