Über die Ausstellung
Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht am 1. September 1939 wurde in Polen ein brutales Besatzungsregime errichtet. Die polnische Bevölkerung wurde zum ‚primitiven Arbeitsvolk‘ im Dienst der deutschen ‚Herrenmenschen‘ degradiert. Von 1939 bis 1945 mussten etwa drei Millionen Polinnen*Polen unter meist menschenverachtenden Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Die massenhafte Ausbeutung durch Zwangsarbeit ist eines der großen Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Opfer fanden nach dem Krieg dennoch kaum Beachtung. Erst spät rückte das Unrecht ins Blickfeld von Forschung und Öffentlichkeit. Die Ausstellung Erinnerung bewahren – Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945 schilderte das gesamte Ausmaß der deutschen Besatzungspolitik in Polen und das damit zusammenhängende System der Zwangsarbeit.
Thematisch gegliedert präsentierte die Ausstellung Zahlen und Fakten zur Herrschaft der deutschen Besatzer in Polen und zur Organisation der Zwangsarbeit. Sie liefert detaillierte Informationen zu den Konzentrations- und Straflagern, zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, zu Aussiedlungs-und Germanisierungsaktionen und vielen weiteren Aspekten. Historische Dokumente über Schikanen, Strafen und Massenexekutionen zeugen von der Brutalität der Besatzer gegenüber der polnischen Bevölkerung.
Zahlreiche persönliche Dokumente wie Briefe und Fotografien brachten den Besucher*innen das Schicksal der betroffenen Männer, Frauen und Kinder näher. So offenbart sich die menschliche Tragödie hinter dem System. Zu den erschütterndsten Zeugnissen gehören die Briefe jener, die nicht zurückkehrten, darunter Briefe von Kindern an ihre Eltern.
Für die Ausstellung wurden einzigartige Materialien aus privaten Beständen ehemaliger Zwangsarbeiter*innen zusammengetragen sowie Dokumente aus dem Archiv der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung und weiteren Archiven in Deutschland und Polen aufbereitet. Ein separater Teil der Ausstellung war der Geschichte des ehemaligen Zwangsarbeiter*innenlagers der Reichsbahn in München-Neuaubing gewidmet.
Die Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung und das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit haben die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München realisiert. Sie entstand aus dem Bewusstsein heraus, dass Deutsche und Polen für die Zukunft gemeinsam Verantwortung tragen. Die Ausstellung war ein Beitrag beider Länder zur Aufklärung über die NS-Vergangenheit und zur Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen und ihren Auswirkungen.
Begleitend zur Ausstellung wurde in Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung ein Begleitprogramm aus Filmvorführungen, Zeitzeugengesprächen und Diskussionen konzipiert und umgesetzt.