Über die Ausstellung
Der NS-Staat benötigte zur Durchsetzung seiner totalitären Ziele nicht nur militärische und industrielle, sondern auch wissenschaftliche Ressourcen. Die Natur- und Technikwissenschaften sowie die Technischen Hochschulen im Deutschen Reich waren deshalb ein wesentlicher Bestandteil und eine wichtige Stütze des nationalsozialistischen Regimes. Im Verlauf des Krieges organisierten und finanzierten die einzelnen Gliederungen der Wehrmacht Großforschungskomplexe sowie Institute und Forschungseinrichtungen. Die Hochschulen erhielten zahlreiche ‚Kriegsaufträge‘ und verwandelten sich in ‚Kriegsbetriebe‘, man sprach vom ‚Frontabschnitt Hochschule‘. In diesem Zusammenhang ist auch die Technische Hochschule (TH, heute Technische Universität) München zu sehen. Unter den zehn Technischen Hochschulen im Deutschen Reich nahm die Münchner TH gemessen an den Studentenzahlen nach Berlin die zweite Stelle ein. Dementsprechend umfangreich war sie in Forschungsaufträge der Wehrmacht eingebunden – 1943 wurde sie zum ‚Kriegsmusterbetrieb‘ ernannt.
Die gemeinsam mit der Technischen Universität München (TUM) realisierte Ausstellung dokumentierte anhand einer Fülle von bislang unbekanntem Bild- und Archivmaterial die personellen, ideologischen und institutionellen Veränderungen sowie die Indienstnahme der Hochschule für die Vorbereitung und Durchführung des Kriegs. Die Vertreibung von 17 jüdischen und politisch missliebigen Hochschullehrkräften und die Aberkennung von Doktortiteln sind ebenso Thema wie die Anpassung und Selbstmobilisierung von Professor*innen im NS-Regime. Im Zentrum stehen die Ideologisierung und Militarisierung der ganzen Hochschule und die Entwicklung von Lehre und Forschung an den einzelnen Fakultäten. In einem Ausblick werden die Phase der Entnazifizierung und der Umgang der Hochschule mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit nach 1945 betrachtet.