Carl Goerdeler wurde in eine preußische Beamtenfamilie geboren und wuchs mit derem kaisertreu-altkonservativen Wertekodex auf. Nach dem Abitur 1902 begann er in Tübingen ein Jura-Studium, das er ab 1905 in Königsberg fortsetzte und mit dem Ersten Staatsexamen abschloss. Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger absolvierte er sein Referendariat, wurde 1907 an der Universität Göttingen promoviert und legte 1911 in Berlin das zweite juristische Staatsexamen ab. Im Anschluss daran trat er als Gerichtsassessor in die Stadtverwaltung von Solingen ein und wurde Ende 1912 in das Amt eines Beigeordneten gewählt. In diesen Jahren entwickelte sich der Verwaltungsjurist zu einem Spezialisten für Kommunalpolitik, insbesondere für Wirtschafts-, Finanz- und Steuerwesen.
Im Ersten Weltkrieg diente Goerdeler als Offizier in verschiedenen Stäben an der Ostfront, zuletzt als Leiter der Finanzverwaltung im Gebiet des Oberbefehlshabers Ost. Die Enttäuschung über die Kriegsniederlage, die Ablehnung der Novemberrevolution 1918/19 und des als Erniedrigung empfundenen Friedensschlusses von Versailles verstärkten seine seit jeher ultrakonservativen Grundüberzeugungen und führten zu völkisch-nationalistischen Haltungen und Aktivitäten. Im Februar 1919 trat er in die am rechten Rand des Weimarer Parteienspektrums angesiedelte Deutschnationale Volkspartei (DNVP) ein und betätigte sich darüber hinaus in revanchistischen Organisationen wie etwa dem „Deutschen Ostbund“, der das „ostmärkische Deutschtum“ gegen die „slawische Überflutung“ verteidigen wollte.
Demzufolge strebte Goerdeler in seine ostdeutsche Heimat zurück und wurde im Januar 1920 zum Zweiten Bürgermeister von Königsberg gewählt. In diesem Amt ordnete er den Verwaltungsapparat der Stadt neu, setzte sich, auch überlokal im Deutschen Städtetag, für eine Reform der Gemeindeordnung ein, in der u.a. die Stellung des Bürgermeisters gegenüber den Stadtverordneten gestärkt werden sollte. Seine kommunalpolitische Expertise machte ihn weit über Königsberg hinaus bekannt und trug ihm den Respekt auch anderer politischer Parteien und Persönlichkeiten ein. Nie ein Freund der Weimarer Republik, hatte er jedoch zwischenzeitlich einen gewissen Pragmatismus entwickelt. Im Mai 1930 wurde er sowohl mit Stimmen der SPD- als auch der NSDAP-Ratsfraktion zum Oberbürgermeister von Leipzig gewählt.
In dieser Funktion trug er maßgeblich zur weitgehenden Eindämmung der wachsenden Arbeitslosigkeit und des Wohnraummangels ebenso wie zur Konsolidierung des städtischen Haushalts durch eiserne Sparpolitik bei. Infolgedessen wurde Reichskanzler Heinrich Brüning auf ihn aufmerksam, der ihn im Dezember 1931 zum Reichspreiskommissar ernannte. Mit der Übernahme dieser Aufgabe und der Entscheidung für Brünings Deflationspolitik hatte sich Goerdeler gegen seinen Parteivorsitzenden Alfred Hugenberg positioniert, und er trat hierauf aus der DNVP aus.
Nach der von ihm grundsätzlich, wenn auch nicht euphorisch begrüßten Machtübernahme der Nationalsozialisten blieb Goerdeler trotz seiner Weigerung, in die NSDAP einzutreten, im Amt. Er wirkte auch weiterhin im Vorstand des Deutschen Städtetags und war führend an der Ausarbeitung der neuen Deutschen Gemeindeordnung von 1935 beteiligt. In einer großen Denkschrift an Hitler vom August 1934 äußerte Goerdeler seine Bedenken gegen die Währungs- und Wirtschaftspolitik des NS-Regimes und gegen die nun häufiger erhobenen Autarkieforderungen und sprach sich für eine Rückkehr zu einem freiheitlichen Rechtsstaat aus.
Dessen ungeachtet wurde Goerdeler im November 1934 erneut zum Reichpreiskommissar berufen, stellte aber nach Streitigkeiten mit führenden NS-(Wirtschafts-)Politikern wie Hjalmar Schacht im Sommer 1935 dieses Amt wieder zur Verfügung. Seine Skepsis gegenüber den wirtschafts- und rüstungspolitischen Bestrebungen des NS-Regimes und seine Ablehnung der deutschen Gemeindeordnung vom Januar 1935, in der er trotz eigenen Mitwirkens daran letztlich doch das Ende der kommunalen Selbstverwaltung sah, brachte ihn 1935/36 immer mehr in Opposition zur Politik von Staat und Partei.
Zwar ließ sich der nun parteilose NSDAP-Kritiker Goerdeler im Mai 1936 erneut zum Oberbürgermeister von Leipzig wählen. Als jedoch die Nazis seine Abwesenheit durch eine Auslandsreise im November 1936 dazu nutzten, das Leipziger Denkmal des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy aufgrund dessen jüdischer Herkunft zu beseitigen, trat Goerdeler demonstrativ vom Amt des Oberbürgermeisters zurück.
In den folgenden Jahren reiste er mit der Protektion und der finanziellen Unterstützung der Industriellen Robert Bosch und Gustav Krupp durch etliche europäische Länder, in den Nahen Osten, nach Nordafrika und Nordamerika. Er traf sich mit Politikern und Industriellen, warnte sie vor dem Nationalsozialismus und einer Appeasement-Politik und warb für eine transatlantische Zusammenarbeit.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kehrte Goerdeler nach Deutschland zurück und wurde gemeinsam mit Ludwig Beck, dem früheren Generalstabschef des Heeres, zu dem er seit 1935 Kontakt hatte, zum führenden Vertreter des nationalen konservativen Widerstands gegen Hitler. In zahlreichen Denkschriften entwickelte Goerdeler in den folgenden Jahren außenpolitisch ein Konzept für eine Verständigung Deutschlands – in den Grenzen von 1914 – mit den Westmächten, vorbereitet durch eine Wirtschaftsunion. Innenpolitisch sprach er sich für eine neue staatliche Verfassung in Deutschland mit einem Reichsparlament aus zwei Häusern sowie für die Stärkung der Gemeindeverwaltung aus.
Zusammen mit Vertretern der Wehrmachtsführung arbeitete der Kreis um Goerdeler auf eine Gelegenheit zum Staatsstreich und zum Sturz Hitlers hin, um den Krieg zu beenden. Dabei sah die Gruppe nach dem Umsturz Goerdeler als Reichskanzler vor. Allerdings verschärften sich die Spannungen zu anderen bürgerlichen Widerstandsgruppen, etwa dem Kreisauer Kreis, angesichts von Differenzen in außen- wie innenpolitischen, aber auch in wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Hinzu kamen unterschiedliche Auffassungen von der Neugestaltung des Verfassungs- und Verwaltungsaufbaus, aber auch vom Umgang mit Einrichtungen des NS-Staates oder der NSDAP, die Goerdeler zufolge nach einem Umsturz nicht aufgelöst oder verboten werden sollten.
Vor einer Verhaftung gewarnt, floh Goerdeler wenige Tage vor Stauffenbergs Attentat vom 20. Juli in seine westpreußische Heimat. Mitte August wurde er dort von der Gestapo aufgespürt und festgenommen. Am 8.9.1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Die Gestapo verhörte ihn noch mehrere Monate lang über die Widerstandsbewegung. In der Haft verfasste er neben einem politischen Testament noch Schriften zur Wirtschaftspolitik und Gemeindereform. Am 2.2.1945 wurde Carl Friedrich Goerdeler auf Drängen des Reichsjustizministers Otto Georg Thierack in Berlin-Plötzensee durch den Strang hingerichtet.