Die Haft in den Konzentrationslagern hatten viele Häftlinge nur überlebt, weil es dort zwischen Individuen und Gruppen verschiedenster religiöser, politischer und nationaler Zusammensetzung Solidarität und Hilfe gegeben hatte. Einige Lagerkomitees existierten auf informeller Basis schon während des nationalsozialistischen Terrorregimes. Nach der Befreiung beschlossen viele Überlebende, dass sich dieses aus der Leidensgemeinschaft entstandene Zusammengehörigkeitsgefühl nicht verflüchtigen sollte, denn schon bald wurde ihnen klar, dass es schwer war, der Welt ihre Erfahrungen in den Konzentrationslagern zu vermitteln. Auch die zahlreichen rechtlichen Probleme, die aus der Lagerhaft erwuchsen, würden sich in einer gemeinsamen Interessenvertretung besser lösen lassen.
Als sich immer stärkere Auflösungserscheinungen in den Konzentrationslagern abzeichneten, trafen Häftlinge im Geheimen organisatorische Vorkehrungen für die Zeit nach dem Kriegsende. Die Initiative zu der Häftlingsvereinigung in Dachau wurde von den amerikanischen Befreiern begrüßt. Noch am Tag der Befreiung des KZ Dachau, am 29.4.1945, bildete sich ein internationales Häftlingskomitee mit Vertretern aus zahlreichen europäischen Nationen wie Großbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Österreich, Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Jugoslawien, Sowjetunion, auch der ehemalige Lagerälteste des KZ Dachau gehörte dazu. Es galt, die unmittelbarsten Probleme mit Hilfe der amerikanischen Soldaten zu bewältigen; schwer kranke und sterbende Häftlinge menschenwürdig zu versorgen, Krankheiten und Seuchen einzudämmen, die sanitären Bedingungen zu verbessern, die Lebensmittelverteilung und Unterbringung aller früheren Häftlinge sicherzustellen. Neben dem internationalen Lagerkomitee entstand 1946 die Lagergemeinschaft Dachau als Interessenvertretung der deutschen politischen Häftlinge.
Das internationale Lagerkomitee Dachau sieht sich als Vertretung aller ehemaligen Häftlinge des KZ Dachau aus 37 Nationen an. Es ist eine unabhängige und gemeinnützige Vereinigung belgischen Rechts. Zu den bleibenden Verdiensten des Lagerkomitees und der Lagergemeinschaft Dachau gehört die Errichtung der KZ-Gedenkstätte Dachau 1965. Das internationale Lagerkomitee und die Lagergemeinschaft Dachau unterstützen die KZ-Gedenkstätte Dachau in ihrer Arbeit als Lern- und Erinnerungsort.
Seit dem Tod vieler ehemaliger Häftlinge sind es vor allem ihre Nachkommen, die sich weiterhin engagieren und die Erinnerungsarbeit fortsetzen, indem sie das Andenken an die Ermordeten wachhalten, sich um Dachau als Mahn- und Gedenkort kümmern und sich gegen rechtsradikale Tendenzen zur Wehr setzen.