Quellen
Macek, Ilse/Mühldorfer,
Friedbert (Hg.): Koppel, Alfred: „Dies ist mein letzter Brief…“.
Eine Münchner Familie vor der Deportation im November 1941, München
2014.
Eintritt frei
Kaufmännische Angestellte, Mutter von sechs Kindern, Opfer der Shoah
Carola Wagner, genannt Carla, kam als einziges Kind des aus Berlin stammenden Kaufmanns Albert Wagner und der in Neu-Ulm geborenen Selma Wassermann, in München zur Welt. Ihr Vater starb mit nur 30 Jahren; sie war damals eineinhalb Jahre alt. Von nun an lebte sie mit ihrer Mutter bei der Familie von deren jüngerer Schwester in Schwabing. Carla Wagner wurde zur kaufmännischen Angestellten (Kontoristin) ausgebildet und heiratete mit 20 Jahren in München den Kaufmann Carl Koppel. Sie lebte zunächst mit ihm in seiner Geburtsstadt Altona, wo die großbürgerliche, religiös-orthodoxe Kaufmannsfamilie Koppel zu Hause war. Dort kamen die Kinder Günther, Alfred und Walter zur Welt. Im November 1931 zog die Familie nach München.
Ehemann Carl Koppel baute einen bald gut gehenden Handelsbetrieb für Trockenfrüchte, Obst und Gemüsekonserven auf. Ab 1935 wohnte die Familie in der Maximilianstraße 15. Drei weitere Kinder, Hans, Ruth und Judis, wurden geboren. In der Folge der Novemberpogrome mussten die Koppels in ein so genanntes „Judenhaus“ in der Thierschstraße 7 umziehen. Carl Koppel wurde im KZ Dachau und anschließend in Stadelheim interniert und musste eine Erklärung abgeben, schnellstmöglich das Land zu verlassen. Das für alle Juden geltende Gewerbeverbot ruinierte die Familie wirtschaftlich. Mitte 1940 konnte Carl Koppel emigrieren und kam nach einer auf Umwegen über Russland und Japan in Brooklyn, New York, an. Von dort aus versuchte er verzweifelt, aber letztlich erfolglos, seiner Frau Carla und den in München verbliebenen vier Kindern Ausreisevisa und Affidavits (Bürgschaftserklärungen) zu verschaffen. Den beiden Söhnen Alfred und Walter glückte die Ausreise über eine jüdische Kinderhilfsorganisation; sie hatten bereits zwei Jahre bei einer Schwester Carl Koppels in Berlin gewohnt und konnten von dort 1941 gerade noch rechtzeitig vor Ausreiseverbot und Deportation zum Vater gelangen. Der älteste Sohn Günther hatte eine Schreinerlehre der Israelitischen Kultusgemeinde durchlaufen und war zur Unterstützung der Mutter und als „Vaterersatz“ für die kleineren Geschwister in München geblieben.
Carla Koppel fand zuletzt noch im Büro der Israelitischen Kultusgemeinde München eine Arbeitsstelle und brachte deswegen die drei kleinen Kinder in den letzten Wochen im Antonienheim unter. Am 20.11.1941 wurde sie zusammen mit dem 17-jährigen Günter, dem fünfjährigen Hansi, der vierjährigen Ruth und der zweijährigen Judis in der ersten großen Münchner Deportation nach Kaunas gebracht und dort am 25.11. ermordet.
Macek, Ilse/Mühldorfer,
Friedbert (Hg.): Koppel, Alfred: „Dies ist mein letzter Brief…“.
Eine Münchner Familie vor der Deportation im November 1941, München
2014.