NS-Frauenschaft (NSF)

Organisationen
Verfasst von Andreas Eichmüller

Frauenorganisation der NSDAP

Frauen bei der Arbeit im Werkheim der NS-Frauenschaft, Propagandafoto, Oktober 1936 | StadtAM, FS-NS-01789

Die NSF als Zusammenfassung der weiblichen Mitglieder der NSDAP entstand 1931 aus mehreren, teils nur regional operierenden nationalsozialistischen Frauenorganisationen. Der Anteil der Frauen an den Parteimitgliedern betrug zu diesem Zeitpunkt knapp 6%, die Mitgliederzahl stieg aber in der Folge ebenso wie bei den Männern stark an. 1935 wurde die NSF offiziell eine der Gliederungen der Partei, ihre regionale Struktur vom Block bis zum Gau entsprach dem der gesamten NSDAP. Der rasche Mitgliederzuwachs (1936 ca. 2,2 Mio.) und der organisatorische Ausbau der NSF wie auch anderer NS-Organisationen nach der Machtübernahme schufen für Frauen vielfältige Möglichkeiten, sich aktiv am Aufbau des nationalsozialistischen Staates zu beteiligen. Geleitet wurde die NSF von 1934 bis 1945 von der aus Baden stammenden Reichsfrauenschaftsführerin Gertrud Scholtz-Klink. 1936 verfügte die Parteiführung strenge Aufnahmekriterien, um den Auswahlcharakter der Organisation zu erhalten. Örtlich hatte die Reichsfrauenführung ihren Sitz in Berlin. In München, am Karolinenplatz 2, residierte die Reichskassenverwaltung der NSF. Außerdem befand sich in München die Schriftleitung der NS-Frauenwarte (Untertitel: „die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift“).

Die Hauptaufgabe der NSF sah die Partei darin, „dem Führer politisch und weltanschaulich zuverlässige Führerinnen zu erziehen“ (Organisationsbuch, S. 267), um die den Frauen zugestandenen Arbeits- und Lebensbereiche im Sinne des Nationalsozialismus zu lenken. Der Schwerpunkt der Tätigkeit der NSF lag dementsprechend zum einen in der Schulung der eigenen Funktionärinnen, zum anderen nach außen in den Bereichen Hauswirtschaft und Mütterbetreuung. In enger Zusammenarbeit mit dem von der NSF gelenkten Deutschen Frauenwerk sollten hier die Frauen durch praktische und ideologische Unterweisung auf die bevölkerungs-, rassen- und kriegspolitischen Ziele des NS-Staates ausgerichtet werden. Auch wenn Frauen von wirklichen politischen Führungspositionen ausgeschlossen blieben und der Einfluss der NSF innerhalb des Parteigefüges als eher gering zu veranschlagen ist, dürfen deren wichtige Funktionen bei der Transportierung der NS-Ideologie in die Gesellschaft, der Ausgrenzung von Juden und anderen als ‚rassisch minderwertig‘ eingestuften Personen oder der Vorbereitung der Bevölkerung auf den Krieg nicht unterschätzt werden.

Quellen

Kramer, Nicole: Volksgenossinnen an der Heimatfront. Mobilisierung, Verhalten, Erinnerung, Göttingen 2011.
Organisationsbuch der NSDAP, 3. Auflage, München 1937.
Stephenson, Jill: The Nazi Organisation of Women, London u. a. 1981.
Wagner, Leonie: „Hüterinnen der Rasse“ - Die Frauenorganisationen der NSDAP, in: Becker, Stephanie/Studt, Christoph (Hg.): „Und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben“. Funktion und Stellenwert der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände im „Dritten Reich“, Berlin 2012, S. 249-267.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: NS-Frauenschaft (publiziert am 15.05.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/ns-frauenschaft-606