Kunstfestival Ausarten – Perspektivwechsel durch Kunst: Jüdisch-Muslimischer Dialog den Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen
Das Festival initiiert einen Rahmen, in dem Werke von jungen Künstlerinnen und Künstlern, mit und ohne Migrationshintergrund aus ganz Deutschland drei Wochen lang in den Räumlichkeiten des Münchner Forum für Islam e.V. ausgestellt werden. Außerdem werden Workshops zu Theater, Musik, kreativem Schreiben und Fotografie organisiert. Den Veranstalter*innen – ein gemischtes Team aus Jüdinnen und Juden, Musliminnen und Muslimen – ist es ein wichtiges Anliegen, Kultur niederschwellig für ein diverses Publikum zugänglich zu machen. Das Festival möchte Räume öffnen, in denen sich Menschen über die Mittel von Kunst und Kultur mit den Themen Vielfalt, Teilhabe und kulturelle Hybridität auseinandersetzen können. Menschen, die sonst Gäste sind, werden hier zu Gastgeber*innen, gesellschaftliche Hierarchien werden hinterfragt und Besucher*innen begegnen sich unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Hautfarbe, Sprache, religiösen oder politischen Anschauungen sowie sexueller Orientierung auf Augenhöhe.
Ehrenpreis der Stiftung Münchner Bürgerpreis für Demokratie - gegen Vergessen geht an den Shoah-Überlebenden Ernst Grube
Ernst Grube ist einer der wenigen noch lebenden Münchner, der die Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten erlebt hat. Er wurde 1932 in München geboren und lebte mit seiner Familie bis 1938 in einer Wohnung der jüdischen Gemeinde direkt neben der Hauptsynagoge. Noch vor dem Novemberpogrom 1938 brachten die Eltern Ernst und seine beiden Geschwister im jüdischen Kinderheim in der Antonienstraße unter. Nach Schließung des Heims kam Ernst mit seinen Geschwistern 1942 in die „Judenlager“ Milbertshofen und Berg am Laim, seit 1943 lebte er wieder bei den Eltern, in ständig wechselnden Wohnungen. Im Februar 1945 wurde der Zwölfjährige schließlich zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort wurden sie am 8. Mai von der Roten Armee befreit und kehrten nach München zurück. Ernst Grube machte eine Lehre zum Malermeister, holte auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach und wurde Berufsschullehrer. Er protestierte gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands und engagierte sich politisch in FDJ, Gewerkschaft und KPD. Seit Jahrzehnten setzt er sich unermüdlich für eine lebendige Erinnerungskultur ein, berichtet als Zeitzeuge von seiner Lebensgeschichte und seinen Verfolgungserfahrungen. Außerdem mischt er sich beständig in aktuelle politische Debatten ein, um eindeutig Stellung zu beziehen: gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und gegen jede Form von Ausgrenzung, Krieg und Gewalt, und für eine offene und tolerante demokratische Gesellschaft.
Die Preisverleihung am 25. Oktober 2021, 19 Uhr, findet unter Anwesenheit des Oberbürgermeisters Dieter Reiter statt, der eine Rede auf die Stifterin Prof. Dr. Hildegard Hamm- Brücher hält und die Preise übergibt. Die Laudator*innen sind Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, Prof. Björn Bicker, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Coburg, sowie Dr. Thomas Rink, NS-Dokumentationszentrum München.