Die Jury hebt in ihrer Begündung insbesondere die engagierte Bildungsarbeit der vergleichsweise jungen Einrichtung heraus. Die Site-Mémorial du Camp des Milles arbeitet aktiv mit jungen Menschen zusammen und sucht in der Auseinandersetzung mit der Geschichte immer auch die Anbindung an die Gegenwart. Wie lassen sich beispielsweise Mechanismen, die zum Hass führen, rechtzeitig erkennen und wie kann heute aktiv Widerstand gegen rechtsextreme, antisemitische und rassistische Tendenzen geleistet werden? Dabei wird großer Wert auf die Perspektiven junger Zielgruppen gelegt, etwa beim Sprechen über Antisemitismus mit muslimischen Jugendlichen. Andere Zielgruppen sind beispielsweise Polizist*innen und Richter*innen, die im Rahmen von Seminaren für Themen wie Rassismus und Antisemitismus sensibilisiert werden. Während des Corona-Lockdowns hat sich die Gedenkstätte zudem als sehr dynamisches Bildungszentrum erwiesen: Schulbesuche der ‚Les Milles‘-Teams in Klassen, die pandemiebedingt nicht mehr reisen durften, digitale Fernlehrgänge für Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen, Lehrer*innen, etc. sowie die Bereitstellung von Ressourcen online.
Die Preisvergabe ist ein Signal für einen lebendigen Diskurs über die gemeinsame Geschichte und Erinnerung und eine Aufforderung zur transnationalen Zusammenarbeit europäischer Erinnerungsorte. Die Entscheidung der Jury bestärkt das NS-Dokumentationszentrum darin, sich angesichts einer wachsenden Tendenz nationalistischer Geschichtsvergessenheit mit historischen Einrichtungen anderer Länder solidarisch zu zeigen und sie zu unterstützen.
Der Preis des NS-Dokumentationszentrums München soll Alain Chouraqui, dem gesetzlichen Vertreter der Stiftung Camp des Milles – Mémoire et Éducation, im Rahmen einer Preisverleihung am 23.11.2021 stellvertretend überreicht werden.