© NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Benjamin Ganzenmüller

Meldung

Zeitzeugenbesuch im NS-Dokumentationszentrum München

Der niederländische Zeitzeuge und ehemalige Zwangsarbeiter Teunis van Houwelingen zu Gast in München

Vom 8. bis 11. Oktober war der niederländische Zeitzeuge und ehemalige Zwangsarbeiter Teunis van Houwelingen zu Gast in München. Auf Einladung des NS-Dokumentationszentrums besuchte er gemeinsam mit seinem Sohn Arie und seiner Schwiegertochter Greta van’t Veer das ehemalige Zwangsarbeiter*innenlager Neuaubing, das NS-Dokumentationszentrum sowie das Münchner Rathaus, wo er von Stadtrat Stefan Jagel offiziell empfangen wurde. Für den 96-jährigen Teunis van Houwelingen war es der erste Aufenthalt in München seit seiner Befreiung durch die US-Army 1945.
 
Teunis van Houwelingen ist einer der letzten Zeitzeugen, die heute noch über ihre Zeit als Zwangsarbeiter während der NS-Diktatur berichten können. Van Houwelingen, geboren am 9. Januar 1927 in Sliedrecht nahe Rotterdam, wurde als 18-Jähriger von den Nationalsozialist*innen zur Zwangsarbeit rekrutiert. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Piet und seinem Freund Arie Batenburg wurde er in einem Viehwaggon zunächst in ein Zwischenlager bei Dachau und dann weiter nach Neuaubing gebracht. Dort angekommen wurde er im Weichenlager einquartiert und musste für die Reichsbahn arbeiten. Nach Kriegsende kehrte van Houwelingen in die Niederlande zurück. Er heiratete und hat heute fünf Kinder. In den letzten 40 Jahren vor seiner Pensionierung war er als Flugzeugmonteur tätig. 
 
Für das NS-Dokumentationszentrum ist van Houwelingens Besuch nicht nur eine große Ehre, sondern auch von wissenschaftlicher Bedeutung. Gerade entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiter*innenlagers ein Erinnerungsort mit Ausstellungen und Vermittlungsprogramm zum Thema Zwangsarbeit. Teunis van Houwelingens Erinnerungen und seine Lebensgeschichte werden Teil der Ausstellung in der Dependance des NS-Dokumentationszentrums in Neuaubing sein. Dort sind noch 8 Baracken des ehemaligen Lagers erhalten, in dem während des Zweiten Weltkriegs bis zu 1.000 Zwangsarbeiter*innen aus unterschiedlichen Ländern untergebracht und für die Arbeit beim nahegelegenen Ausbesserungswerk der Reichsbahn eingesetzt waren. Das derzeit u.a. von Künstler*innen, Handwerker*innen und einem Kindergarten genutzte Areal wird in den nächsten Jahren denkmalgerecht saniert und zu einem Erinnerungsort weiterentwickelt.