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Gewalt und Gedächtnis

Mirjam Zadoff veröffentlicht neues Buch

„Gewalt darf nie vergessen werden“, unter dieser Prämisse steht das neue Buch Gewalt und Gedächtnis. Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert von Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, das am 23. Oktober 2023 erschienen ist.

Nur mehr wenige Überlebende des Holocaust und der Nazi-Genozide können heute noch ihre Geschichte erzählen. Längst vergessen ist, gegen welch große Widerstände sie kämpften, um überhaupt gehört zu werden. Ihr Erzählen inspirierte Menschen und Projekte auf der ganzen Welt. Daraus entstanden ist eine globale Erinnerungskultur, die über vielfältige Ebenen miteinander verbunden und ineinander verwoben ist. Die Essays in Gewalt und Gedächtnis veranschaulichen anhand von Beispielen aus aller Welt, wie die Erinnerung an die Geschichte der Gewalt wachgehalten oder vergessen wird: in Italien an die Deportation der Jüdinnen*Juden, in Japan an die Zwangsprostituierten, in Johannesburg an die Opfer des Holocaust und des viel späteren Genozides in Ruanda. Museen, Denkmäler und künstlerische Projekte beschäftigen sich in vielen Ländern mit der Erinnerung an Gewalt, Kriege und totalitäre Diktaturen. In der Versicherung, nach innen wie nach außen, keine Gewalt mehr zu verursachen oder zuzulassen, steht die Überzeugung, dass wir aus der Vergangenheit lernen können.

Mirjam Zadoff versteht Geschichte als Fähigkeit, Fragen der Gegenwart aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus zu beantworten. Menschen, die ungeachtet ihrer Verletzungen und Traumata über ihre Geschichte sprechen, die schreiben, sammeln, erzählen, berichten, fotografieren oder filmen, um zu leben und zu überleben, machen Hoffnung. Ohne die Erinnerung – und damit auch ohne das Wissen über eine Veränderung der Welt, auch zum Guten – fällt es uns umso schwerer, eine bessere Welt zu entwerfen, gerade jetzt in einer Zeit der multiplen Krisen, neu ausgebrochener Kriege und extremer Gewalt.

Mirjam Zadoff, geboren 1974, studierte Geschichte und Judaistik in Wien und München. Von 2014 bis 2019 war sie Professorin für Jüdische Studien und Geschichte an der Indiana University Bloomington. Seit 2018 leitet sie das NS-Dokumentationszentrum München und entwickelt es kontinuierlich zu einem international vernetzten und an aktuelle Diskurse angeschlossenen Zentrum der Erinnerungskultur weiter. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der interdisziplinären und inklusiven Erinnerungsarbeit, um so neue Formen der Auseinandersetzung mit der globalen Gewaltgeschichte zu finden.

Gewalt und Gedächtnis. Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert von Mirjam Zadoff ist am 23. Oktober 2023 im Hanser Verlag erschienen. Für Rezensionsexemplar wenden Sie sich bitte an Kirsten Vogelsang: kirsten.vogelsang@hanser.de.