Seit Mai 2018 ist Mirjam Zadoff Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München. Ihre Aufgaben umfassen sowohl das Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm als auch die Vernetzung, Repräsentation sowie die strategische, inhaltliche und organisatorische Entwicklung des 2015 eröffneten Hauses. Bereits mit einer der ersten, von ihr verantworteten Ausstellungen Tell me about yesterday tomorrow ließ sie 2019 eine neue Richtung erkennen und verlieh dem Haus ihre eigene Handschrift. Neben der zeitgenössischen Kunst spielen Partizipation und Digitalisierung eine zentrale Rolle: Auf ihre Einladung haben Schüler*innen Interventionen für die historische Dauerausstellung des Hauses entwickelt und mit dem Mobile Game Forced Abroad und der digitalen Ausstellung Departure Neuaubing entstanden innovative Projekte, die international Beachtung finden. Unter Mirjam Zadoffs Leitung hat sich das Spektrum des NS-Dokumentationszentrums erweitert, es ist ein Ort der Diskussion und des Austausches über die deutsche Vergangenheit und deren Relevanz für die Gegenwart und Zukunft Europas – und darüber hinaus – geworden.
Bevor Mirjam Zadoff die Leitung des NS-Dokumentationszentrums übernahm, war die an der Ludwig-Maximilians-Universität München promovierte und habilitierte Historikerin als Professorin für Geschichte und Jüdische Studien an der Indiana University in Bloomington (USA) tätig, wo sie den Alvin H. Rosenfeld Lehrstuhl inne hatte. Gastprofessuren führten sie unter anderem nach Zürich, Berkeley, Berlin oder Augsburg. In ihrer Forschung und Lehre beschäftigt sie sich mit Erinnerungskulturen, neuen Formen der Vermittlung von Geschichte, sowie der Rolle von Museen als politische und demokratische Orte. Diese Themen sind es auch, die Zadoff im NS-Dokumentationszentrum gemeinsam mit ihrem Team vermittelt. Dafür schöpft sie aus ihrer Expertise aus Wissenschaft, Kunst und Kultur, betritt aber gleichfalls auch einmal unbekanntes Terrain und kooperiert mit unterschiedlichen Partner*innen, um eine breite, diverse Öffentlichkeit zu erreichen.
Mirjam Zadoff schreibt Gastkommentare für die SZ, die FAZ, den Freitag oder Die Presse. Sie lehrt an der Fakultät für Geschichte der LMU München und ist Herausgeberin und Autorin zahlreicher Bücher, Ausstellungskataloge und Artikel, darunter: Tell me about yesterday tomorrow, hg. mit Nicolaus Schafhausen, Annette Kelm – Die Bücher, hg. mit Udo Kittelmann und Nicolaus Schafhausen, Die Stadt ohne: Juden, Ausländer, Muslime, Flüchtlinge, hg. mit Andreas Brunner, Barbara Staudinger und Andreas Sulzenbacher, sowie die in mehrere Sprachen übersetzten Monographien Der rote Hiob. Das Leben des Werner Scholem und Nächstes Jahr in Marienbad. Gegenwelten jüdischer Kulturen der Moderne.
In verschiedenen Ehrenämtern und Mitgliedschaften setzt sich Mirjam Zadoff für eine offene Gesellschaft, für Demokratie und Teilhabe, für Wissenschaft, Kunst und (Erinnerungs-)Kultur ein. Sie ist außerordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied des Hochschulrates der Akademie der Bildenden Künste München und des Kuratoriums der Technischen Universität München, der Deutschen Delegation der International Holocaust Remembrance Alliance und der Bayerischen Amerika Akademie. Als Kuratoriums- und Beiratsmitglied engagiert sie sich für die Münchner Volkshochschule, das Zentrum für Israelstudien der LMU sowie das Hospiz Dasein.