Eine Kooperation von NS-Dokumentationszentrum München und Münchner Stadtmuseum zum Anlass des Internationalen Tag gegen Rassismus.
Straßen, Plätze und Denkmäler ehren in Deutschland noch immer Personen und Orte, die mit kolonialen Verbrechen in Verbindung stehen. Viele dieser Widmungen sind nach der historischen Kolonialzeit entstanden. Sie haben ihren Ursprung in der Verherrlichung des deutschen Kolonialismus während der Weimarer Republik und der NS-Diktatur und prägen Stadtbilder bis heute. Die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland wurde im öffentlichen Raum, in Kulturinstitutionen oder in den Medien dagegen lange nicht erzählt. Nur schleppend und dank des Engagements zivilgesellschaftlicher Initiativen wird in den letzten Jahren an Widerstandskämpfer*innen und Kolonialmigrant*innen erinnert.
Die aktuelle Intervention des NS-Dokumentationszentrums „Erinnerung ist…“ zeigt die Verbindungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus anhand zweier Objektgeschichten. Zum einen die Geschichte des Straßenschilds Von-Trotha-Straße, dessen Namensgeber den Völkermord an den Herero und Nama mitverantwortete. Zum anderen die Geschichte des Bierkrugs von Theodor Wonja Michael, der den Nationalsozialismus überlebte und nach 1945 für eine selbstbestimmte afrodeutsche Identität kämpfte.
Die Veranstaltung geht der Frage nach, wie die Verklärung des deutschen Kolonialismus bis heute wirkt und wie eine dekoloniale oder postkoloniale Erinnerungskultur im öffentlichen Raum aussehen kann.
Hamado Dipama ist Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats und Teil des Migrationsbeirats der LH München. Als Gründer des AK Panafrikanismus setzt er sich als Antirassismus- und Antidiskriminierungsberater bei AGABY für die Sichtbarmachung von Rassismus und Diskriminierung sowie für strukturelle Veränderungen ein. Darüber hinaus ist Dipama Mitglied im bayerischen Rundfunkrat und engagiert sich in verschiedenen Initiativen, die sich mit den Themen Flucht, Migration und Rassismus beschäftigen.
Noa K. Ha ist Stadtforscherin am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) mit einem Fokus auf postkoloniale Studien. Sie untersucht die Auswirkungen kolonialer Geschichten auf zeitgenössische Stadtentwicklungen und Erinnerungspraktiken. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Analyse von urbanen Räumen im Kontext von Migration und Rassismus sowie die Entwicklung dekolonialer Perspektiven in der Stadtforschung.
Bebero Lehmann (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD)) ist Historikerin und Kuratorin. Sie war maßgeblich an der Gründung von Decolonize Cologne sowie der Theodor Wonja Michael Bibliothek beteiligt und ist im Berliner Projekt Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt sowie in der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) aktiv. Ihre Arbeit fokussiert sich auf die Sichtbarmachung von Migrationsgeschichten und deren Einfluss auf die deutsche Gesellschaft.
Die Moderation übernimmt der Kulturjournalist René Aguigah (Deutschlandfunk). Er ist Autor des Buches James Baldwin. Der Zeuge. Ein Porträt (2024) und hat sich intensiv mit Fragen der Identität, Rassismus und interkulturellem Dialog auseinandergesetzt.
Infos zur Veranstaltung
- Ort
- NS-Dokumentationszentrum München, Treffpunkt: Saal
- Anmeldung
Keine Anmeldung notwendig.
- Teilnahme kostenfrei
In Kooperation mit