Installation Suppe auslöffeln, Geburtshaus Goebbels, Odenkirchener Str. 202, Rheydt von Gregor Schneider in der Ausstellung Tell me about yesterday tomorrow, 2019 | © NS-Dokumentationszentrum München, Foto: Connolly Weber Photography

Gregor Schneider

Die Arbeit Suppe auslöffeln, Geburtshaus Goebbels, Odenkirchener Str. 202, Rheydt von Gregor Schneider war Teil der Ausstellung Tell me about yesterday tomorrow (28. Nov. 2019 bis 18. Okt. 2020).

Über den Künstler

Gebaute Räume als persönliche und historische Erfahrungsräume sind der Ausgangspunkt von Gregor Schneiders (*1969 in Rheydt) künstlerischer Praxis. Seit den 1980er Jahren beschäftigt sich Schneider mit der Transformation architektonischer Umgebungen. Er vervielfältigt und verfremdet Häuser und Räume, reproduziert sie an anderen Orten oder gestaltet ihr Inneres neu. Schneiders Werk ist dafür bekannt, ein verstörendes Bild von Normalität zu vermitteln. Durch Raumschichten und Schalungen konfrontieren seine Werke Besucher*innen mit den Mechanismen der Wahrnehmung und der Erinnerung baulicher Strukturen.

Suppe auslöffeln, Geburtshaus Goebbels, Odenkirchener Str. 202, Rheydt, 2014

Videos und Objekte, unterschiedliche Maße

Gregor Schneiders Beitrag zur Ausstellung ist Teil seiner andauernden Auseinandersetzung mit dem Geburtshaus des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels in Rheydt in Mönchengladbach. Der Künstler, der im selben Ort geboren und aufgewachsen ist, stieß auf das Haus und kaufte es mitsamt seiner Einrichtung. Er machte das Haus öffentlich und fertigte einen 3D-Scan des kompletten Hauses an, wodurch es rekonstruierbar wird. Zudem dokumentierte Schneider minutiös, wie er sich selbst im Haus aufhielt und anschließend die Innenräume entkernte, die er an anderen Orten als Trümmer präsentierte. Neben filmischen Dokumentationen seiner künstlerischen Aneignung zeigt Schneider auch in Silikon getauchte Schriftstücke völkischer Ideologie, die er im Haus fand. Ausgehend von Goebbels’ gewöhnlichem Familien- und Lebensumfeld sucht Schneider nach Spuren der Entstehung der menschenfeindlichen Weltanschauung. Durch die räumliche Übertragung und die direkte Erfahrbarkeit der Architektur lenkt er den Blick auf die Funktion und Bedeutung der scheinbar banalen gebauten Umgebung. Zugleich fordert er eine gesellschaftliche Verantwortung ein, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man mit historisch besetzten Orten umgeht.