Videos und Objekte, unterschiedliche Maße
Gregor Schneiders Beitrag zur Ausstellung ist Teil seiner andauernden Auseinandersetzung mit dem Geburtshaus des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels in Rheydt in Mönchengladbach. Der Künstler, der im selben Ort geboren und aufgewachsen ist, stieß auf das Haus und kaufte es mitsamt seiner Einrichtung. Er machte das Haus öffentlich und fertigte einen 3D-Scan des kompletten Hauses an, wodurch es rekonstruierbar wird. Zudem dokumentierte Schneider minutiös, wie er sich selbst im Haus aufhielt und anschließend die Innenräume entkernte, die er an anderen Orten als Trümmer präsentierte. Neben filmischen Dokumentationen seiner künstlerischen Aneignung zeigt Schneider auch in Silikon getauchte Schriftstücke völkischer Ideologie, die er im Haus fand. Ausgehend von Goebbels’ gewöhnlichem Familien- und Lebensumfeld sucht Schneider nach Spuren der Entstehung der menschenfeindlichen Weltanschauung. Durch die räumliche Übertragung und die direkte Erfahrbarkeit der Architektur lenkt er den Blick auf die Funktion und Bedeutung der scheinbar banalen gebauten Umgebung. Zugleich fordert er eine gesellschaftliche Verantwortung ein, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man mit historisch besetzten Orten umgeht.